Mit The Neal Morse Band kommen am 9. April absolute Super-Progressisten des Prog-Rock ins Technikum, das muss man mal übersteigernd so formulieren. Schon das 2016 erschienene Doppelalbum „The Similitude Of A Dream“ hatte eine eigene Gemeinde von glühenden Exegeten geschaffen, die sich der Deutung dieses Opus befleißigten, das sich an den Figuren der christlichen Erbauungs-Parabel „The Pilgrim´s Progress“ aus dem Jahre 1687 von John Bunyan entlanghangelt. „TSOAD“, für die Eingeweihten, wurde einhellig von der Kritik hoch gelobt und natürlich: man kann es sehr gut auch ohne Hintergrundwissen hören und die Fäuste hochrecken bei diesem schwindelerregenden Powerplay. Nun aber, nicht genug, heuer im Januar, folgte mit „The Great Adventure“, die Schlussworte des Vorgängers „let the great adventure begin“ aufnehmend,Teil 2 der monumentalen Saga. Multiinstrumentalist Neal Morse über epische 103 Minuten und 22 Songs: „Wir waren noch nicht einmal bis zur Seite 80 von The Pilgrim´s Progress“ gekommen“. Zusammen mit Drummer Mike Portnoy (Ex-Dream Theater), dem Organisten Bill Hubauer, dem Gitarristen Eric Gilette und dem Bassisten Randy George scheute der das klassisch berüchtigte Risiko nicht, nach einem großen Erfolg danach nochmal im selben Thema, in derselben Attitude ein Sequel draufzusetzen. The Pilgrim´s Progress geht eben anders. Für „The Great Adventure“ läßt sich nur sagen, The Neal Morse Band ist auf dem besten Weg und mag der noch so rockig sein. Oder eben unglaublich ambitioniert. Die allegorischen Figuren der Textvorlage sind leitmotivisch zu erkennen und inmitten eines schillernden Prog-Zitate-Schatzes von Genesis, The Nice, Emerson Lake und Palmer klingeln manchmal auch die Beach Boys. Für die Band und ihre Fans könnte es wohl Jahre dauern, den sich anbahnenden Pilger-Weg zu gehen, man denke nur, was da noch alles kommt, der Sumpf der Verzagtheit, der Riese Verzweiflung, Moses Stab, die Fackeln Gideons, die Schleuder Davids…Es gibt noch jede Menge Ärger. Wir glauben, dass Neal Morse da gut durchkommt. Bis jetzt war´s jedenfalls sehr gut.
Text: Michael Wüst