Die Leoniden aus Kiel sind seit ihrem gleichnamigen Debütalbum (Feb. 2017) zu den absoluten Überfliegern und zu der am meisten gehypten Band einer gnadenlos schmissigen Indie-Dance-Party geworden. Ohne ihren ersten großen Erfolg seitdem auszukosten, kommen sie jetzt auf ihrer 52-teiligen „Kids will unite-Tour“ mit schon wieder einen neuen CD am Sonntag, 24. Februar ins restlos ausverkaufte Technikum.
Mit Again legen die Nordlichter, die sich einem immer im November auftretenden Meteorschwarm benannt haben, noch mal poppig einen oben drauf. Nebenbei haben sie in den vergangenen zwei Jahren schon über 200 Konzerte hingelegt. Das heißt, trotz ihrer extrem pfiffigen und packenden Produktionsweise, sie sind ein Live-Kracher. Die Halle tanzt da die ganze Nacht. Wie bei ihrem Debütalbum im eigenen Label „Two Peace Signs“ haben sie sich beim Release auch dieses Mal an einen kalten Wintermonat gehalten – Again startete Ende Oktober 18 – um wiederum mit „People“ höchstwahrscheinlich einen kommenden Sommerhit zu lancieren.
Ganz so wie „Nevermind“ vom Debütalbum Leoniden, das auch aus der Kälte kam und kurz darauf unversehens eine Art Kieler Surfer-Laune aufkommen ließ. Von ihrem Prog-Image haben sie sich ein wenig abgewendet. Es klingt nicht mehr so nach ihren Ikonen The Mars Volta und Portugal. The Man. Die rapide weiter in halsbrecherische Höhen kletternde Stimme von Jako Amr klingt auch nicht mehr so nach Timerlake oder Bruno Mars. In manchen Songs, wie eben „People“ oder „Why“ erinnert ein Kickser auch mal an den King of Pop. Überhaupt verstehen es die fünf Kieler unglaublich, komplexe Strukturen ekstatisch wirken zu lassen. Verbunden wird das Ganze total catchy mit Funk-Soul- Elementen hier und brechendem Hardcore dort, dazwischen lockern wir uns bei Streicherflächen und Mädchenchören. Sehr ausgeschlafen. Obwohl Jakob zur Textstelle „Fuck it all, we kill it tonight!“ im Song Kids erklärt: „I never sleep cause sleep is a cousin of death.“
Text: Michael Wüst
Foto: Robin Hinsch