Am Dienstag, 27. Februar, kommen Slowdive ins Technikum. 22 Jahre haben sie sich Zeit gelassen. Ursprünglich 1989 in Reading, Westengland, gegründet, waren sie mit den drei Alben „Just For A Day“ (1991), „Souvlaki“ (1993) und „Pygmalion“ (1995) rasch bekannt geworden.
Für ihre schwelgerischen Gitarrenräume und den elegischen, zweistimmigen Gesang von Rachel Goswell (keys) und Neil Halstead (guitar) wurden sie von der Kritik zu Protagonisten des Shoegaze oder Dreampop auserkoren. Im Hintergrund standen Einflüsse von Stilen wie Etherial (Cocteau Twins), Gothic (Siouxsie and the Banshees) und Ambient (Brian Eno). Alles ist Weite.
Die seelische Verlassenheit darin, etwa einer Joy Division, wandelt sich bei Slowdive in ein ozeanisches, indifferentes Freiheitsgefühl. Man steht zwar auf dem Boden einer Resignation, aber gerade dies öffnet einen riesigen Raum, in dem sich Schönheit und Gleichgültigkeit harmonisch miteinander verbinden. Karma und Kosmos.
In den 22 Jahren ihrer Pause wurde immer wieder der Bedeutung ihres neo-psychedelischen Spiels mit der Innenwelt der Aussenwelt der Innenwelt gedacht, auch wenn Grunge und Britpop vorerst das Fahrwasser des Zeitgeists nutzten. Gleichwohl nutzten diese neuen Strömungen Slowdive auch als Quelle, wie spätere Bands, zum Beispiel The XX. Die Nähe zu überwältigenden Naturempfindungen entspricht dem seelischen Äquivalent des Einsamen.
Strömungen, Malstrudel, Ozeane durchziehen die Seele. Und man muss lange tauchen, um einsehen zu können, dass man sich nicht findet. 22 Jahre sind, wie sich mit dem Erscheinen der neuen CD „Slowdive“ zeigt, keine lange Zeit. Wenn es überhaupt eine Zeit gibt.
Copyright Bilder: Ingrid Popp