Am 4. Februar war es zum zehnten Mal wieder soweit. Tausende Fans fieberten wieder in der TonHalle schon Stunden vor dem Anpfiff des Super Bowl LII mit den Pats, den New England Patriots und den Underdogs, den Philadelphia Eagles. Die Pitcher kreisten, man machte sich fit an den zahlreichen Playstations und wie in den USA war es auch ein üppiges Fressvergnügen mit leckeren Burritos und Hamburgern.
So verging die Zeit schnell. Die Fans, von denen viele von weit her gekommen waren – auch eine Gemeinde aus Down Under war da – kickerten, donnerten das Ei, um das sich an diesem Abend eine TV-Welt von 160 Millionen drehte, gegen eine Football-Wand und amüsierten sich über Vorprogramme auf der Bühne mit Gong 96.3-Einpeitscher Martin Dänner. Während im U.S. Bank Stadium in Minneapolis 70.000 bei Minus 17 Grad dem Anpfiff entgegen bibberten, war es bei uns draussen ein durchschnittlich nasskalter Februartag, während drinnen die 2000 Fans mit der Power von Guacamole-Burritos, Hot Dogs und Bier die TonHalle ganz alleine beheizten.
Mit der 40-Quadratmeter großen Leinwand war an jedem Platz jeder mitten im Geschehen. In Minneapolis, auf der anderen Seite, hatte man erstmal 4.700 Dollar für den billigsten Platz hingelegt, bevor man sich eine der 14 Milliarden frittierten Kartoffeln bestellte, die an diesem Tag verzehrt wurden. Dazu machten 1,3 Milliarden Chicken Wings ihren finalen Abflug. Weniger gigantomanisch, aber lustig, das Donut-Wettessen in der TonHalle. Lenz aus Freising setzte sich mit fünf Donuts in drei Minuten souverän gegen seinen Gegner aus Freilassing durch und wurde von seiner Crew am Tisch vor der Bühne gefeiert.
Dann also, Zeit für die Hymne. „To the honour of America“ sang diesmal Pink, die mit einer Grippe kämpfte, „The Star Spangled Banner“, was ihr aber glorreich gelang. Nun ging aber endlich der Kampf der Quarterbacks los. Der 40-jährige Tom Brady wollte mit einem Sieg seiner New England Patriots, den All-Time-Record, die Krone der Kronen. Dagegen stand der bescheidene Nick Foles von den Philadelphia Eagles, sein Konterpart. Er war erst vor kurzem für den verletzten Spielmacher Carson Wentz aufgestellt worden.
Die Stimmung zuhause in der TonHalle war eher auf Seiten der Underdogs aus Philadelpia. Die Teams lieferten eine hochklassige erste Hälfte. Am Schluss würden sie die bisherige Offensiv-Bestmarke pulverisiert haben und gemeinsam auf 1151 Yards kommen. Dennoch glänzte schon in der ersten Hälfte Philadelphia. Nach einem perfekten Pass von Foles in die Endzone, stand Wide Receiver Alshon Jeffery förmlich in der Luft, pflückte den Ball herunter: erster Touchdown. Kurz vor der Pause sorgte Nick Holes dann schon für das deutliche 22:12.
Dann die Halbzeitpause. Justin Timberlake riss diesmal keiner Soullady das Bustier ein („Nipplegate“), sondern verneigte ehrfürchtig sich am purpurnen Flügel vor Prince, der letztes Jahr verstorben war. Von „Sexy Back“, über „Senorita“ und „Rock Your Body“ bis hin zu „Cry Me A River“ war alles dabei. Dennoch werden von den 160 Millionen Zuschauern die meisten die Pause genutzt haben, um sich zu erleichtern. Etwa 680 Millionen Liter Wasser sollen da ja heruntergespült werden, das ist die Menge, die die Niagarafälle in langen drei Minuten hinunterrauschen.
Nach dieser fälligen Erleichterung kam New England zurück wie ein Champion. Brady führte sein Team in knapp drei Minuten zum Touchdown übers Feld. Foles entgegnete mit seinem zweiten erfolgreichen Pass in die Endzone, Brady verkürzte erneut zum 26:29. Sie gingen sogar kurz in Führung. Doch dann zog Philadelphia mit dem überragenden Nick Holes auf 41:33 davon. Brady versuchte noch eine „Hail Mary“, eine Art Befreiungsschlag – aber bei auslaufender Zeit fiel sein letzter Pass zu Boden. Zum ersten Mal seit 1960 nahmen die Philadephia Eagles die Vince Lombardi Trophy wieder in Empfang. Das war´s. Übrigens heute am „Sick Monday“ gehen 10 Prozent der amerikanischen Arbeitnehmer nicht in den Job. Allerdings auch 15 Prozent der Geschäftsführer nicht. Vielleicht ein Argument?