Table for Two feierten das 30. Jubeljahr ihres Bestehens heuer gleich zweimal. Beim zweiten Mal am 27. Oktober, ein halbes Jahr später, war die Band um Harry Kulzer wieder ausverkauft in der NachtKantine. Zwar mussten die treuen Fans auf die angekündigte neunte CD warten, aber die 145 Songs, die sich im Lauf der Jahre bisher angesammelt haben reichten wie immer locker, um das Publikum eins ums andere Mal im typischen Table for Two-Groove mitzureissen. Los ging´s mit einem Jerry Lee Lewis-inspirierten Brecher mit seinen schweißtreibenden Boogie-Sperrfeuer-Stakkatos: „Walking the Dog“.
Der ganz spezielle Münchner Boogie
Schweißtreibend vor allem für den Shouter Harry Kulzer, also gleich weg mit dem Sakko. Man legt zwar immer Wert auf ein gediegenes Erscheinungsbild wie das in den Fifties üblich war, aber dieses Shaking all over hält nun mal der beste Anzug nicht aus. „No more“ ist dann ein bisschen zum Luft holen und bei „I wanna be with you, tonite“ kommt die zweite musikalische Hauptader der Münchner zum Tragen. Das Herzklopfen des heissen Flirts. Der Flirt ist sozusagen in der Tat aber eben eine Vorliebe. Heiss, schnell vorbei und gepaart mit ein bisschen Wehmut beim Abschied. Aber da kommt schon die nächste Stadt oder der nächste Strand. Zwischendrin erinnert man sich auch gern an die Schülerzeiten. Im Giselagymnasium haben sich nämlich schon Harry Kulzer, Wolfgang Opitz, heute virtuos an allen Woodwinds ausser Klarinette und Thomas „Froggy“ Froschmeier an den Drums, kennen gelernt. Obwohl das Musikzimmer im dritten Stock war, heißt das Stück „Fourth Floor Boogie“. Es geht eben durch die Decke. Conferencen sind überhaupt auch eine Stärke dieser Band. Und die Titel haben Hitverdächtigkeit. Aber es gibt keine Cover, alles ist aus der eigenen Feder.
Keine Band covert sich selbst überzeugender als Table for Two. Und Harry Kulzer weiß bei jedem Stück eine Anekdote aus seinem Leben zu berichten, gekontert von trockenen Einwürfen von Wolfgang Opitz und Froggy. In Berlin hatte man nach einem ausgiebigen Abend mit der Mörderkombination Spaghetti Carbonara, Amaretto und Cola und einer Nacht mit einer unbekannten Frau einen schwersten Kater. Aber man hat´s überlebt: „Here I am“, der Titel. Und weiter geht´s in achtzig Takten um die Welt, Natascha macht einen wahnsinnig, der Blue Nile bringt ein bisschen Erholung und zurück in München erinnern wir uns bei „Chicago am Ostbahnhof“ an die verruchten Zeiten des wilden Ostens, als in der Friedenstraße noch die Freizeitmobile der Gewerblichen standen. Klingt wie eine Mischung aus Catharina Valentes „Dreh dich nicht um in fremden Straßen“ und „Harlem Nocturne.“ An der Bar der Nachtkantine wird längst getanzt, das Publikum feiert seine ewig junge Band. Die treuesten Fans kennen die Nummern von 145 Songs und immer wieder rufen sie die 56 auf. „Leute, das geht heute nicht mehr, ich krieg diesen hohen Ton heute nicht mehr“, entschuldigt sich Harry Kulzer. Dafür gibt es noch ein paar schöne Schnulzen, „Emotion Nr 9“ und „Lupo´s Theme“, wo Wolfgang Opitz zeigt, was er an seinem Baritonsaxophon namens Annamirl drauf hat. Wieder einmal überzeugt: Table for Two – a Flirt that never ends.