Am Dienstag dem 5. September – Halbzeit des FNY-Festivals – kamen mit Meike Harms, Frank Klötgen, Philipp Potthast und Yannik Sellmann beim Deluxe Poetry Slam vier hoch ausgezeichnete Wortathleten der Stab- und Schütteljonglage ins leuchtende Rondell der FNY-Kubiks. Die Erstligisten des Wortsports wurden von Ko Bylanski an das schummrig dastehende Mikrofon gebeten. Im Laufe des Abends wurde das Rondell zu einer leuchtenden Krone, die auf den Platz des zukünftigen neuen Konzerthauses aus den Weiten kosmisch tanzender Electrons ins Zentrum des Werksviertels herunter gekommen war.
Die 274 monochrom illuminierten Wassertanks pulsierten meditativ in pastellenen Variationen von Lavendel, grünen Quitten und Aprikosen zu feinen Sounds, in denen der Zeremonienmeister Bass durch Musikwelten führte, die mal bei Farfisa-Orgeln des digitalen Fünf-Uhr-Tees, mal bei jungen afrikanischen Mädchenstimmen an leichter Kalimba leiteten. Zwischendrin klang es auch einmal nach Weather Report, auch wenn man von Wetterberichten durchaus die Schnauze voll haben durfte. Man hatte nun auch genug von Verschwörungsmeteorologen und war zahlreich erschienen, um Yannik Sellmann dabei zu lauschen, wie der sein reales Leben anhand der Fakewelt von La La Land abarbeitete. „Verpiss dich La La Land, ich schau mir „Robber“ an, einen Reifen, der telekinetische Kräfte hat und Amok läuft.“ Scharf biss der Rauch seiner brennenden Wortreifen in das La La-Heil. Heike Harms, die sogar einen ordentlichen Beruf hat, wie sie sagt, und als „Lesewesen“ Poesiepädagogin geworden ist, hat in ihren Schreibprojekten an Schulen gelegentlich Schwierigkeiten, weil sie den Youngstern weder mit Breakdance noch mit Kampfsportarten imponieren kann. Poetry Slam einer Pädagogin. Was sind dann ihre Skills?
In „Rejkjavic Sommernachtstraum“ beruhigt sie die von Meteorologen verängstigte Runde mit dem Schicksal der Isländer, bei denen Sommer darin besteht, dass die Mitternachtssonne aufgeht. Und wie das so ist, am Strand der Nacht? „Auf dem Rücken in den sonnenklaren Nachthimmel blickend, fanden wir Nebelwattebausche, die wie unscharfe Trolle, zipfelbemützt über gestrandete Eisschollen tollen…“ Ist das noch Wortsport? Feine Lyrik, ist es allemal. Frank Klötgen ist auch sehr dem poetischen Melos verbunden. Mit seinem „Kleid für Frau Eleanor“ webt er geradezu ein Minnelied der textilen Handarbeit: „Für solche Haptik, Kerl, da würd ich auch blind, das ist von Tastsynapsen hergebebter, fein durchwebter, nie erlebter Fingerspitz-fühligster Anfasskomfort“.
Von der zarten Welt der Liebesgedichte um die Elonore d´ Aquitaine ist Philipp Potthast, der von seiner Schönheit ganz berapped ist, schon wieder weiter entfernt. „Ich bin so schön, dass ich Fotos von mir via Fotoshop wieder häßlich mache, um halbwegs hässlich auszuseh´n.“ Vier klasse Slammer, ein vor Vergnügen gurrendes Publikum. Eine außergewöhnliche Bühne. Poetry Slam im kubik, auf dem FNY Festival. Noch steht sie dort und leuchtet auf, wenn das Publikum kommt, bis zum 10. September. Dann wird sich diese Krone wieder erheben und in den kosmischen Weiten der Electrons verschwinden.