Im Technikum konnte man jetzt am Sonntag, 9. Juli 2017, eine besondere Auseinandersetzung mit Shakespeares Zauberwald und dem romantischen Flirren von Mendelsohns Musik erleben- den Sommernachtstraum.
„Schwärmt aus ihr Elfen, dass das Geschlecht der Liebenden nicht aussterbe“, so heißt es im Sommernachtstraum von Shakespeare. Das tun sie heute immer noch. Die Melodie des Hochzeitmarschs von Mendelssohns gleichnamiger Schauspielmusik wird unter dem Aspekt „Ehe für alle“ ihre Erfolgsgeschichte wohl ungebremst fortsetzen.
Im Auftrag des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks hat Juliane Ludwig mit Schülerinnen und Schülern Münchener Gymnasien und einem Bläsernonett plus Kontrabass, rekrutiert aus Solisten des Orchesters, eine zauberhaft charmante Version der Liebeswirren in Sommernächten angerichtet. Als kongenialer Sprachpart diente der Text des österreichischen Dichters Franzobel, der in Nestroyscher Derbkomik der Shakespeares eine solide alpenländische Variante zur Seite stellen konnte. „Puck, ha, wer?“ wird am Anfang gleich mehrmals in die Szene gerufen. Natürlich ist Puck, der Hofnarr Oberons, der Liebling, der Verwirrspieler, der das Chaos anrichtet, indem er den Liebenden den Liebestrank falsch „eingekräutersaftelt“ hat, wie es bei Franzobel heißt.
Sprecher Wowo Habdank umreißt wunderbar beschwingt-albern die Geschichte um den Halbgott und mythischen Gründer Athens Theseus, der seine Hippolyta, die Amazone, als Beute aus Phrygien am Schwarzen Meer mitgebracht hat und heiraten will. Zur Hochzeit im alten Athen wird dann der romantische Hochzeitsmarsch von Mendelssohn erklingen. Zauberwald in Zeitenschleifen. Und in seinen Nächten passieren all die kecken Missgeschicke und das Spiel im Spiel.
Songs und Zwischenspiele von Schülern und Schülerinnen Münchener Gymnasien
Die Bühne im Technikum ist bereits voll besetzt, links die Symphoniker, davor haben sich bereits Elfen der Carl-Spitzweg-Gymnasiums und der Nymphenburger Schulen gruppiert. Rechts neben dem Sprecher, mit E-Gitarre, Bläsern und Schlagzeug warten SchülerInnen des Kurt-Huber-Gymnasiums darauf die eigenen Songs zu bringen. Kompositionsworkshops gab es hierzu von Minas Borboudakis, Maxie von Neumann-Cosel sowie Sabine Staudinger, danke dafür. Und vor der Bühne ist auch noch reichlich Platz, denn hier werden noch SchülerInnen des Max-Josef-Stifts und der integrativen Montessori-Schule eintrudeln und das Spiel vielfältig verwickeln und entwickeln. Die Choreographie hierfür stammt von Ana Beke.
Die ersten vier Akkorde des Elfenmarsches (Arrangement Andreas N. Tarkmann) wirken wie ein Bekenntnis des 17jährigen Mendelssohn zur Romantik. Auch im Original nur von Bläsern gespielt, scheinen sie die Besetzung des Bläsernonetts plus Kontrabass mit zu erklären. Für Schumann war Mendelssohn der Mozart des 19. Jahrhunderts. Mendelssohns Musik hat tatsächlich das Flirren und Schwirren eines Zauberwaldes. Später wird das Pathos eines deutscheren Waldes ihn in der Romantikrezeption des 20. Jahrhunderts überdecken. Das überaus lebhafte Scherzo in der Mitte des Abends, als ein verwirrter Esel namens Zettel durch den Wald hastet und die schöne Helena nach seinen wulstigen Eselslippen sich sehnt, präsentiert Bläser und gerade die Fagotte mit mörderisch schnellen Stoß-Akzenten. Ganz im Sinne des lakonischen Shakespeare folgt dann auf die Hochzeit der Trauermarsch. „Schlafen sollt ihr jetzt wie eine tote Krähe“, sagt Franzobel.
Der Zauber muss rückgängig gemacht werden, Oberon hat die Schnauze voll. Lysander und Demetrius lieben beide Helena und sie selbst das Vieh, den Esel, der ja nun auch noch ein Stück geschrieben über Pyramos und Thisbe. Über den Leinenweber, der er ursprünglich war, sagt Franzobel, er wäre doch besser bei den Textilien geblieben, als es mit Texten zu versuchen.
Die Elfen der Münchener Gymnasien beschützen nun den Schlaf der falsch Verliebten, die sich in der Liebe verfahren haben. „You spotted snakes with double tongue / thorny hedgehogs, be not seen / newts an blind-worms, do not wrong / come not near our fairy queen“. Puck, der „eure Prinzipien zerpflückt und euch mit Pappnasen bestückt“ muss nochmal träufeln und alles wird gut.
Wowo Habdank lässt Franzobel in leichter Abwandlung den Abend beschließen: „Wollt ihr was bessres sehen, müsst ihr auf YouTube gehen“. Wer´s glaubt.
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