Der Giesinger Otto Göttler, ehemaliger Profi-Radrennfahrer und 1860er gründete 1986 die Musikkabarettgruppe Bairisch Diatonischer Jodelwahnsinn. Wenige Jahre zuvor erst hatte er angefangen, sich für die bairische Musik zu interessieren.
Als musikalischer Späteinsteiger musste er allerdings aufholen. Jahrelang war er mit dem Radl und seiner Klappzither (wie das wohl funktioniert?) auf dem Gepäckträger auf Almen unterwegs. Dort lernte er beim „Hoagaschtn“ nicht nur die Musik, ihre Geschichte und die Volkskunde, sondern mit dem Bänkelgesang und den Gstanzln auch wie man dem politischen Grant Ausdruck verleiht. Aber- und Irrwitz und Schalk waren ihm ohnehin angeboren.
1986 war auch das Gründungsjahr der Original Alpinkatzen, in denen Hubert von Goisern die Steirische Ziach so rockig schwang. Die Diatonische. Die lernte Göttler dann auch. Schnell sollte ein ganzes Sammelsurium von Klangerzeugern folgen, von der Tuba über die Singende Säge bis zu Ukulele, Kontrabass und zur „Pfanntarre“, einer mit Gitarrensaiten bespannten Bratpfanne.
In den 90er Jahren brach die Welle der neuen Volksmusik, der Volxmusik, los. Alpine Lawine hieß das bei den Alpinkatzen. Bei Otto Göttlers Jodelwahnsinn sang und spielte die grüne Geige eine rothaarige Frechheit namens Monika Drasch. Die neue Volksmusik hob sich fundamental ab von der heilen medialen Stubenmusi eines Wastl Fanderl oder jeglichem Volksmusik-Carolin-Reiber-Datschi. Das Anarchische wurde groß geschrieben. Somit standen die neuen wilden Volksmusiker aber genau in der Tradition! Die Volksmusik war wiederentdeckt und sie hatte sich geöffnet. Zwiefache und Polkas vermischten sich mit Ska und Tänze wie der „Schottische“ rockten bei Hubert von Goisern als würde Jumpin Jack Flash über eine Geröllhalde stürzen. Aber auch nach Osten öffnete man sich. Der Csárdás wehte süß und verführerisch über das panonische Land herein. Der Bairisch Diatonische Jodelwahnsinn war eine der erfolgreichsten Gruppen in dieser neuen dynamischen Zeit der Kleinkunstbühnen. Der Musiklehrer und Texter Josef Brustmann an der Gitarre und mit Stimme war der Dritte im Bunde.
Bis 2002 ging es unaufhaltsam aufwärts. Man war Stammgast auf Tollwood, im Bayerischen Rundfunk und auf den Volksmusiktagen. Dann stieg die freche Rothaarige aus. Nach dreizehn Jahren Pause geht es aber jetzt wieder weiter. An der Geige steht jetzt die von Klassik bis Pop geschulte Petra Amasreiter und an der Gitarre Wolfgang Neumann, den man von dem Kabarett-Trio „Die Meiers“ um Werner Meier und Rudi Zapf kennt. Und der Otto Göttler bleibt seiner Linie treu. Mittlerweile ist der Rebell weißhaarig und der Bart noch ein bisschen struppiger. Aber der Grant ist ungebrochen.
Bairisch diatonischer Jodelwahnsinn am 26. Februar 2017 in der NachtKantine in der Atelierstraße 28 im Werksviertel Mitte.
Eintritt: 20,80€
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