Neville und Robinson Kuhlmann sind die Köpfe des Container-Kollektivs im Werksviertel. Dieses organisiert den vorderen Teil der Container, die an der Atelierstrasse liegen, 25 an der Zahl. Weitere 10 Container erstrecken sich längs der Rückseite des WERK3. In älteren Darstellungen heißt das Tetrisartige Passwerk der verschachtelten stählernen Großbehälter, das der Architekt Panagiotis Doumakis erschaffen hat und die man sonst auf Schiffen und in Häfen gestapelt sieht, ECKpark oder Container City, zeitweise auch mit dem hippen Attribut `Pop UP´ versehen.
„Kaserne de Janeiro“
Die Kuhlmann Brothers haben nach einigen inoffiziellen Eröffnungen nun als erstes ihr kleines Café mit dem ungewöhnlichen Namen „Kaserne de Janeiro“ eröffnet. Neben dem Café, in dem es den wunderbaren Kaffee der kleinen Münchner Rösterei Emilo (30% Arabica, 70% Robusta) gibt, schließt sich eine Ausstellungs-Container an, in dem am Freitag, 20. Januar im Rahmen der Veranstaltung „Lange Nacht der Architektur“ die Werksviertel-Bauprojekte des Jahres 2017 vorgestellt werden.
Dieser Container, der in der Mitte des kleinen Platzes liegt, war bereits Schauplatz von spontanen kulturellen Veranstaltungen, wie der der Aufführung von „Empire #2“ des Rohtheaters. Damals zeichnete dafür verantwortlich das Container Collective. Das Durcheinander der Labels scheint den Kuhlmann Brothers zu gefallen. Robinson Kuhlmann führt ja auch im Glockenbachviertel eine Bar, die das Prinzip gewissermaßen auf die Spitze treibt: sie hat gar keinen Namen. Niemand weiß genau, wie die Bar heißt, denn wichtiger als darüber sprechen, ist hingehen. Und so ist es auch.
Zum eigenwilligen Namen des Cafés meint Neville, er könne ihn eigentlich nicht wirklich begründen, außer, dass es mit diesem Namen wohl gelingen sollte, dass keine warenästhetisch klischeehaften Bilder entstehen könnte. Nein, man denkt wirklich nicht an den Tschibo-Mann mit der Melone, der nur die besten Bohnen aussucht. Das ist so das Guerilla-Marketing des Kuhlmann-Systems. Und so muss man Neville und seinem Bruder Robinson auch eher aus der Nase ziehen, was so als nächstes ansteht.
Ausblick Container-Kollektiv
Ja, in einem Container wird eine kleine Radio-Station einziehen, aber, wen wundert´s, der Name steht noch nicht fest, die Macher des DAB-Internet-Radios haben aber auch ein Plattenlabel namens „Public Procession“. Immerhin, eine Spur. Über dem Café, „Kaserne de Rio“ – man muss diesen Namen immer wieder nennen – werden die Brothers auch noch eine Bar betreiben, Cocktails und irgendwas zu essen, nach dem Bowl-Prinzip, sagt Robinson. Gut, das sollte erstmal genügen. Außerdem, und jetzt öffnet er sich regelrecht, zieht auch noch im Frühjahr „Dominik Obalski´s School of Cocktails“ ein und der Kinder-Skateboardladen „Gettem Kids Rollin“. So gesehen ist ja dann für die kindliche Fortbewegung vom modernen Kinderwagen des Kleinkindbedarfs „rasselfisch“ nebenan, zur frühkindlichen Skate-Erziehung eine schöne Brücke geschlagen. Vielleicht im Sinne des Guerilla-Marketing ein wenig unbedarft, aber das sollte vielleicht zwischendurch auch mal sein. Das Café mit dem Namen, den man sich kraft seiner Schrägheit leicht merken kann, ist natürlich voll und weil es relativ klein ist, geht die Tür kaum mehr zu, wegen dem ständigen Rein und Raus. Kuhlmann Marketing-System rules ok!