Der Rapper Dame ist der beste Beweis dafür, dass es in diesem Genre den Selfmademan noch gibt. Damned! Wer anlässlich der Herkunft des gelernten Kochs und Konditors Michael Zöttl, gar noch aus Salzburg, meint abzuwinken – der hat ja nicht mal die kleinste Schusswunde, ein Wanksta, der verdient doch sein Geld mit Null Komma 50 Cent pro 100 Youtube-Clicks von der Gema, und wahrscheinlich klingt auch noch der grausame Akzent durch – der hat sich fett getäuscht. Das vollgepackte Technikum – unter den Fans auch einer im weißen Bademantel, vielleicht eine spezielle Hommage an Udo Jürgens – rockte bereits heftig mit Appletree aus Wien, der zusammen mit Homie Mace und DJ Buzz den Beat vorgab und die Fans unter Androhung von irgendwelcher Nippelfolter zu disziplinierter Choreografie anleitete. Der ganze Saal, ein Wald aus Armen, mal mit, mal ohne Smartphone.
Appletree war sich nicht ganz sicher, ob in München jeder bis zehn zählen könnte, wär ja auch nicht nötig, da hätte ja jeder sowieso zwei Smartphones. Aber es klappte dann doch, er zählte bis zehn und da angekommen, hob der Saal mit einem Howl aus 600 Kehlen ab, dass selbst der mächtige Bassbeat von Buzz als Defibrillator kaum noch durchkam. Bester Moment für Appletree, um an seinen Kollega zu übergeben, allerdings nicht ohne noch einmal Nippelfolter anzudrohen, für den Fall einer (berüchtigten?) Münchener Ablaschung. Allerdings völlig unberechtigt, die Sorge. Denn schon zischte Dame mit „Meteor“ von seiner neuesten Scheibe „Straßenmusikant“ auf die Bühne und Buzz werkte wieder am Defibrillator um die Rap-Herzen in Resonanz zu wummern.
Und wirklich Kometenhaft war der Aufstieg des fleißigen Konditors, ja wie im Märchen. So hat er bereits fünf Alben hingelegt, jedes Jahr eines, seitdem er mit Millionenfachen Clicks bei der von Call of Duty inspirierten Single „Sentinel“ über die Gamerszene aufstieg. Klar, so ein schneller Aufstieg hinterlässt auch Spuren und manche der neuen Songs führen romantisch wabernde Flächen im Hintergrund und er erinnert sich melodiöser gestimmt an „Tage des Glücks“ während es dann wieder in „Shopoholic“ geradezu rockig zugeht.
Dame, der auch schon mit dem Vorgänger „Rap ist sein Hobby“(2014) Humor den Gangsta-Testosteron-Krampfadern vorzog, scheint keine Lust auf eingleisige Festlegungen zu haben. Da ist ja auch keine Industrie, die ihm vorschreibt wie rum er seinen Hut tragen soll. Mit Stolz weist er auf sein eigenes Label „Damestream Records“ hin, was die Fans mit einem 600fachen Aurrrghh beantworten. Ein Daydream ist das wirklich nicht und nichts für Leute, die ihren Hackbraten fotografieren und abends auf Facebook anschauen.