Steve Harris gründete 1975, im Jahr als Margret Thatcher, die „Eiserne Lady“ an die Macht kam, eine Band, die wenig später als Iron Maiden ganz oben auf dem New Wave of British Heavy Metal surfte und das bis heute ununterbrochen tut. Der geradlinige East End-Typ, der in der Jugend bei Westham United spielte und dessen Fans im Stadion nach wie vor regelmäßig „Up the Irons“ skandieren, brachte am 15. November ein altes Lieblingsprojekt mit ins Technikum, seine Zweitband, den „Steve Harris British Lion“. Bereits Anfang der 1990er Jahre waren Gitarrist Graham Leslie und Sänger Richard Taylor an den Ironside am Fender Precision mit einer Kassette herangetreten. Weil er die Band gut fand und die Jungs mochte, schrieb er für sie Songs. Die Platte, die 2012 herauskam, schien die Szene und die Fachwelt zu verwirren: Das war ja gar kein Metal. Und war das jetzt ein Solo-Debut? Rätsel über Rätsel. Viel Lärm um nichts?
Zeit für die Vorband: Voodoosix spielten hochintelligenten Lärm um nichts, nämlich besten Metal. Die erprobten Iron Maiden-Supporter mit neuem Sänger Nick Taylor-Stoakes drehten ihre Stücke mit raffinierten, aber dennoch kompromisslosen Breaks hin und her, bis der Metallblock Funken sprühte. Besonders Gitarrist Matt Pearce schob mit seinen eigenwilligen Soli an, manchmal wirkten orientalische Skalen sehr dynamisch auf die abkühlenden Gewitter von Drummer Joe Lazarus hin. Viele schräge Bluessequenzen ließen die Stücke fast Laid Back zurückfallen, um dann wieder den Groove nach vorne zu jagen.
Dann kam der der jugendlich wirkende Star mit wallendem Haupthaar. Jeden Song sah man ihn Wort für Wort bei sich mitsingen. Stücke wie „The Chosen Ones“, „Eyes of the Young“ und „Judas“ zelebrierten straighten klassischen Hard Rock. Die Stücke erinnerten an UFO, Judas Priest, Rainbow und die immer schnell angesteuerten Strophenteile klangen nach Deep Purple. Voodoosix war da schon schwärzer. Als Mainstreamig hatte Steve Harris die Songs selbst bezeichnet und wirklich vermittelten sie so etwas wie Stadion-Feeling, was in einem „kleinen“ Club manchmal auch nicht aufgehen mag. Jedenfalls, die etwas schüttere Gemeinde, die sich da vor der Bühne drängte, unter ihnen viele Engländer, feierten mit hochgereckten Dio-Teufels-Zeichen. An den musste man auch öfter denken. An Dio natürlich.