Die Avantgarde feiert ihren Einzug ins Werk 3. Die Avantgarde oder eine Avantgarde künstlerischer, gesellschaftlicher, politischer Protagonisten in Vorreiterrolle? Oder doch die Avantgarde, eine der größten Marketingagenturen Deutschlands? Während es immer strittig ist, wer aus zeitgenössischer Sicht zur künstlerischen oder politischen Avantgarde gehören mag und das rückblickend wohl nur die Geschichte erklären kann, ist unstrittig, dass die Avantgarde, gegründet 1985 in München,
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`creating unique brand experiences´, als Vorreiter gestartet war, und sich trotz allen Erfolgs und weltweiter Ausbreitung diesen Ruf erhalten hat: Avantgarde zu sein im Marketing, weltweit mit Niederlassungen in Berlin, Köln, Doha, Dresden, Dubai, London, Moskau, Paris, São Paulo, Shanghai, Wien und Zürich mit 500 Mitarbeitern.
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Die Avantgarde eben, keine nähere Bestimmung wie Agentur, Agency oder eine sachlich-schnöde Rechtsform sind nötig, um Einverständnis herzustellen, ist also mit ihrem Headquarter im Werk 3 eingezogen und feierte auf den Ebenen fünf und sechs über den Dächern Münchens ein rauschendes Fest. Ein Pluspunkt für die Munich Uptown. Eben nur vom Osten aus kann man die Silhouette Münchens genießen und mit der ebenfalls auf mehreren Ebenen konzipierten Gastronomie von Hoch 5, die sich in ihrer offenen Anlage ideal mit den Räumen der Avantgarde verband, stellte sich eine Eventlocation vor, die den ebenfalls hoch gelegenen Arkaden des Maximilianeums heftig Konkurrenz machen dürfte. Firmengründer Martin Schnaack hatte gerufen und Tiefgarage und Parkplatz hatten eine erste Belastungsprobe zu bestehen.
Mit dem Liftboy ging es am westlichen Spitz des Werk 3 gleich auf die Dachterrasse. Das Wetter, ein wunderbar klarer Hochsommerabend Mitte September, spielte mit und das mondäne Völkchen hatte sich gleich eingefunden bei Wasserspielen und dezentem Loungesound, zwischen den Gastrostationen von Kofler & Kompanie.
Man saß ungezwungen auf der Treppe zum höchsten Plateau, knabberte am Pulled Beef Sandwich, deutsch etwas seltsamer `gezupftes Rind´ und allerlei feinem, kleinen Grünzeugs gegenüber der bereits eingesäten Fläche, die auf den ersten Regen wartet, um für ein später eintreffendes Schafsvölkchen sprießen zu können. Aus Eventsicht dürfte das zweifellos eine Begegnung der besonderen Art sein. In dieser Richtung schweifte der Blick zur erleuchteten Medienbrücke und tief unten zur Plaza, die mittlerweile vom Bauhof durch Container auch optisch abgetrennt ist. Das erbauliche Schlendern auf solcher Dachlandschaft, scheint grundsätzlich verwandt zur kurfürstlich münchnerischen Parkidee. Der Architektur ist es gelungen, trotz vorgegebener Rechtwinklichkeit, den Eindruck zu vermitteln, sich zwischen Inseln zu bewegen. In der Weite der umgebenden Stadtsilhouette begreift man die Räume weniger in einem vertikalen Oben-Unten als in einem Ineineinder. Überdimensionale Fenster in Freiräumen lösen im nächtlichen Lichterspiel zusätzlich den Raum in seinen Grenzen. Das Fest der Avantgarde war eine Premiere für einen offenen Raum, der sich nicht bemühen muss, schick zu sein, sondern notwendig ist – eben Avantgarde.