An zwei Tagen war, initiiert von der whitebox, Streetart und alles, was sich an Tanzformen seit den Tagen des Breakdance entwickelt hat, auf dem Gelände zu erleben. „Straight Outta whitebox“ bot am Wochenende des 19. und 20. August 2016 mainstreamige Dance-Pictures der 80er Jahre und Tanz-Workshops jeglicher angesagten Stilistik von Locking über Popping bis Voguing und B-Boying und natürlich – Graffiti-Grandmaster Loomit ließ es sich da auch nicht nehmen in mehreren Kursen in seine Skills mit der Spraydose einzuweihen. Am Freitag stand in der whitebox „Breakin´“ von Joel Silberg aus dem Jahr 1984 auf dem Programm. Die versammelte Gemeinde samt ihrer Masters of Ceremony amüsierte sich prächtig über die nostalgisch-unfreiwillige Komik dieses kommerziellen Studio-Blicks auf die Straßen von L.A. mit seinem legendären Club Radio-Tron.
Ice T, der in diesem Film sein Film-Debut als Club MC hatte, äußerte sich später knapp: „Wack“, was entweder verrückt heißt oder einfach nur schlecht. Zwei Welten werden da possierlich gegenüber gestellt. Lucinda Dickey, als Kelly, ist das aufrichtig adrette Mädchen, das in einem Imbiss arbeitet und in ihrer Freizeit in pinken Leggins bei einem Modern Jazz-Dance-Choreografen-Poser der pathetisch-peinlichen Kategorie trainiert. Er erfüllt alle Fame-Klischees und will natürlich seiner begabten Schülerin an die Wäsche. Der geraubte Kuss an der Spiegelwand stürzt das anständige Mädchen regelrecht in Verzweiflung. Sie zweifelt und lernt im billigeren Viertel die andere Welt der coolen Street-Dancer Ozone und Turbo kennen. „Was für ein Flachwichser!“ Kurz und gut, es geht ganz toll aus. Mit ihrem verrückten Tanzstil überzeugen sie schließlich das spießige Tanz-Establishment und bekommen ihre Rollen in einem Musical. Wirklich sehr witzig.
Tags darauf versammelt Loomit die ersten Adepten der Spraydose in einer der verschwiegensten Ecken des Geländes. Zwischen ruinierter Clubmöblierung der alten Zeit hinter dem Technikum hat man noch ein ganze Übungswand gefunden. Die meisten wollen erst mal ihr eigenes „Style“, den vielfarbigen, überbordenden Fantasieschriftzug, kreieren. Dazu werden erst die Entwürfe sauber vorgezeichnet auf einem Blatt Papier. Dann zeigt Loomit den Farb-Aufbau und wie mit den 3D-Linien die Sache richtig fett wird.
In der whitebox läuft bereits der erste Workshop. Flockey zählt zu den bekanntesten Locking-Tänzern Europas. Als Mitglied der Crew Bad Newz MP nahm er an zahlreichen Urban Dance Events teil. Den fortgeschrittenen Teilnehmern des Workshops wird da einiges abverlangt. Relativ schnell werden ausladende, rudernde Armbewegungen mit kleineren Schritten kombiniert. In mehreren Kombinationen geht das so von 1-8, was immer wieder Fragezeichen produziert. Das passt aber gut zu diesem Comedy-orientierten Funk-Tanzstil. So entstehen dann eben die Schrittsequenzen wie „Scooby Doo“, oder „Tom and Jerry“.
Beim Mitorganisator und Loomit-Freund Miguel T. Sozinho alias Popping Rwakka Zinho und seinem Popping-Workshop bleiben die meisten gleich, das will man nicht versäumen. Der Robot-Stile aus dem Electric Boogaloo wurde zum Hype auch durch den Moonwalk des King of Pop. Miguel zeigt die Single- und Double-Pops, wie der kurz zitternde Freeze, die „Snare“ immer auf zwei und vier aus den Knien und Oberschenkeln zu machen ist. Durchbrochen, aufgelöst werden die Roboterbewegungen durch Waving, weichere, ausladende Teile.
Vorher hatten auch schon einige ihre Techniken beim B-Boying gezeigt. Was dann allerdings die Sankofa Crew aus München zeigt, reißt die Fortgeschrittenen zu wahrer Begeisterung hin. Die Drehungen auf dem Boden, dem Kopf, die einarmigen Handstände und Verwirbelungen wirken als wäre der Körper zu einem Karussell geworden. Langsam wird es Abend. Während Loomit die zwei Tage Outta Whitebox mit Street Love noch mit einem Graffiti in der whitebox verewigt, geht der zweite Tag in die abschließende Block-Party über. Ohne Lehrer ist man doch cooler. Nächstes Jahr soll es dann wieder heißen: „Straight Outta Whitebox“. Riesen Applaus für Loomit.