Am Nachmittag Familie- und Kinderspaß im Container-Viertel
Auf dem Platz vor den Containern am Eingang Friedenstraße hatten verschiedene Institutionen Info-Stände mit Familien- und Kindergerechter Unterhaltung aufgebaut. Micaela und Stephan vom Zirkel für kulturelle Bildung e.V. (www.zirkelev.de) fesselten die Kinder mit Kontrabass, Flöte, Klarinette und Clownerien. Spielkultur e.V., die Demokratische Schule München und die kunterbunte Inklusion warben für ihre Angebote und das Friedensdorf International bot Hilfe für Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten an; Condrobs, auf allen Gebieten der Prävention führend. Das Lighthouse Welcome Center betreut in der Bayernkaserne Geflüchtete und länger Ansässige. Für kleinere Agitatoren gabs die „Speakers Corner“.
Die Auftaktveranstaltung im WERK3 wird musikalisch von der Unterbiberger Hofmusik eingeläutet
Welche Musikgruppe könnte besser die demokratische Tugend der Fremdenfreundlichkeit repräsentieren als die Unterbiberger Hofmusik! Irene und Franz Josef Himpsl mit ihren Kindern haben sich seit Jahren auf den kulturellen Austausch mit Kleinasien und Arabien spezialisiert. In ihrem „Tradimix“ werden sie bei der langen Nacht der Demokratie von Mathias Götz an der Posaune unterstützt, der zwischen den verschiedenen Skalen der unterschiedlichen Kulturen mit den Phrasierungen des Modern Jazz dolmetscht. Nach dem barock inspirierten „Gänsemarsch“ geht es bei „Bavarabica“, das eine virtuose Irene Himpsl am Akkordeon featured, schon im heißen Janitscharen-Galopp um den „Goldenen Apfel“ der Demokratie.
Liebeserklärungen an die Demokratie können sehr verschieden ausfallen
Initiator der „Langen Nacht der Demokratie“ Dr. Christian Boeser, Leiter des Netzwerks Politische Bildung hatte bereits die Gäste des handverlesenen Publikums im Hoch5 begrüßt. Nun ist es an Dr. Andrea Taubenböck vom Wertebündis Bayern, bekannte Repräsentanten von Kultur und Gesellschaft anzukündigen, um deren persönliche Liebeserklärung an die Demokratie das Publikum hören zu lassen.
Maximilian Dorner, Initiator von „Wheelchair for future“, Dramaturg und Autor bemerkt in seinem 14. Punkte-Programm bereits anfangs sein eigenes Pathos, beim Wort von der `immer in Frage gestellten Liebe´. „Oweia, Pathos schon im ersten Absatz – Beim Thema Demokratie kommt man kaum darum herum, sobald man Bundespräsidentiell salbadert und sie nicht lebt…“ A propos Bundespräsidenten: Gustav Heinemann wurde mal gefragt, ob er Deutschland liebe. Darauf Heinemann: „Quatsch, ich liebe meine Frau.“
Luise Kinseher, prächtige Bavaria, Schauspielerin und Kabarettistin kann ihr natürliches Komödiantentalent nicht verbergen, obwohl sie gleich vorwarnt, als sie hinters Mikro tritt: „So richtig lustig wirds jetzt nicht!“ Sie versuchts dann auch ganz seriös: “ Wie schnell vergißt man, jemandem zu sagen, an den man sich gewöhnt hat, dass man ihn liebt. Das ist wie zuhaus, mei der Mann, der paßt halt so gut zu die Vorhäng.“ Dazu gibt es den allerschönsten und frommsten Augenaufschlag, den man sich denken kann. Eine Sache muss sie aber doch vorschlagen bei diesem schönen Anlasse: Der Löwe aus dem Wappen sollte gegen das Bild einer friedlichen, gelassenen Kuh getauscht werden. Ja, jede 4. Kuh auf der Welt steht in Bayern! Ein friedliches Muh statt dem Brüllen des Löwen! „Und in den Schwanz machma an Knoten als Zeichen für unsrren Zusammenhalt!“
Die feurige Gülseren Demirel attakiert den bayrischen Löwen
Das hat allen gefallen, besonders aber Gülseren Demirel, Mitglied des Landtags aus dem Stimmkreis München-Giesing für Bündnis 90, Die Grünen. Sie war nämlich von der BR-Moderatorin Özlem Sarikaya nach vorne zum Podium gebeten worden, um an einer Diskussion zwischen Vetretern der Legislative, Exektive und Judikative zu sprechen. Die Exekutive wurde vertreten durch die stellvertretende Landrätin Dr. Annette Ganssmüller-Maluche (SPD) qua ihrer Tätigkeit beim Gesundheitsamt. Der Dritte im demokratischen Bunde war Dr. Hans-Joachim Heßler, der tags zuvor zum Präsidenten des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs berufen worden war.
DIe Moderatorin verstand es durch ihre Fragen die Gesprächstemperatur im Spannungsfeld von Wahlkampf und Gesundheitsvorsorge der letzten Zeit zu befeuern. Frau Demirel fand immer wieder Gefallen daran, auf Eitelkeiten des amtierenden Bayerischen Löwen hinzuweisen und Frau Ganssmüller-Maluche kritisierte unverständliche Öffnungen, geschehen wie zum Beispiel beim Vorzug des Baumarkts vor der Kindertagesstätte in ihrem Kreis. Dr. Heßler konnte aus verfassungsrechtlicher Sicht relativieren und schilderte den Ausgleichsbedarf der Grundrechte unter- und gegeneinander. Hier Leben und Gesundheit, wo der Staat gefordert ist, tätig zu werden, dort Versammlungsrecht, Berufsausübung und religiöse Ausübung des Einzelnen. Und was weniger bekannt ist, alle Entscheidungen, die bisher zu diesen Themen am Verfassugsgerichtshof gefallen sind, sind vorläufig. Die abschließenden Würdigungen stehen noch aus. Vielleicht ein kleiner Hinweis zum Thema Kultivierungsbedürftigkeit demokratischer Entscheidungen. Ein langer Weg, nicht schlecht dargestellt in einer mal wieder langen Nacht!