Es ist ein dunkler, kalter Januarabend. Die grünen Lettern des WERK7 theaters leuchten in die Nacht. Bedrohlich starren die drei Protagonisten des Stücks „Ein später Gast“ vom Plakat am Eingang in die Ferne. Die Zuschauerreihen füllen sich. Dann sind alle sind bereit: Zeit für die Premiere.
Plopp. Da fliegt der Champagnerkorken einmal quer über die Bühne. Personen in der Reihe hinter uns zucken zusammen. Lachen. Die Party ist vorbei. Erleichterung erfüllt das Ehepaar Julia und Hugh Niccols, als alle Gäste nach sechs Stunden Feier endlich gegangen sind. Sie lassen sich auf das Sofa fallen und wollen nur noch eines: entspannt zu zweit den Abend genießen. Doch dann kommt alles anders. Jemand klingelt an der Tür. Ein Gast, der etwas vergessen hat? Nein. Ein Fremder steht vor der Tür. Und plötzlich entwickelt sich der Abend am 18.1.2023 im WERK7 theater in eine ganz andere Richtung als erwartet.
Eine alte Geschichte
Plötzlich ist das Telefon des Paares tot. die Autoreifen platt, das Handy weg. Und das alles in einer einsamen Gegend. Und wer ist überhaupt dieser seltsame Gast, der sich nicht abschütteln lässt? Auf eine groteske Art wird die Situation immer bedrohlicher. Die Gedanken an die ausgelassen gefeierten zehn Jahre Ehe sind wie weggefegt. Doch was tun? Julia und Hugh schwanken zwischen gespielter Höflichkeit, Angst und Aggression. Sie fühlen sich in ihrem eigenen großen, teuren Haus nicht mehr sicher.
Der Fremde, mit einem Hugh bekannt klingenden Namen Rodger Braithwait, beginnt Fragen zu stellen. Seine Nachforschungen sind bedacht, gezielt und bohrend. Aber der Ehemann stellt sich ahnungslos. Der Fremde hat offensichtlich damit gerechnet, denn mit den Dingen, die er aus seiner Tasche zeiht, spitzt sich die Lage nach und nach zu. Eine Beweislage verdichtet sich. Die Geschichte wird brisanter. Und mit einem Mal dreht sich alles um eine Leiche aus der Vergangenheit.
Die Verhandlung ist eröffnet!
Wer ist schuld an ihrem Tod und was ist damals wirklich passiert? Die Vorstellung entwickelt sich zu einer Gerichtsverhandlung. Zwischen all den bunten Luftballons, leeren Champagnergläsern und Familienfotos wickelt Rodger Braithwait die Vergangenheit neu auf, wobei er nicht vor Gewalt zurückschreckt. Das Netz zieht sich zusammen. Das Ehepaar ist wehrlos und verzweifelt, eine Flucht unmöglich.
Schockmomente und Lacher
Der Psychokrimi „Ein später Gast“ bietet einen Abend voller kleiner Schockmomente und Lacher, denn das Stück kann vor allem humorvoll erschrecken. Dabei stehen die bunten Farben des Bühnenbilds im leuchtenden Kontrast zur düsteren Erzählung von Derek Benfield. Unser Urteil nach der Aufführung: Das WERK7 theater kann nicht nur Musical, sondern auch feinstes Krimitheater.