Skicrosserin Nina Walderbach im Interview
Vor wenigen Minuten ist sie noch in der Schule gewesen, jetzt hat sie eine kurze Telko mit uns und dann geht es weiter zur zweiten Trainingseinheit an diesem Tag. Nina Walderbach strahlt. Sie liebt, was sie tut, und das mit ganzem Herzen. Ihre Leidenschaft ist das Skifahren. Genau genommen Skicross für das Deutsche Team – und dabei ist sie kaum zu bremsen. Seit diesem Jahr unterstützt das Werksviertel-Mitte die junge Athletin im Rahmen seines Sportsponsorings.
Skicross gehört zum Bereich Freestyle und ist eine Wintersport-Disziplin, die auch bei den Olympischen Spielen vertreten ist. Auf einem vorgegebenen Kurs treten jeweils vier Skicrossfahrer oder Skicrossfahrerinnen gegeneinander an und fahren gleichzeitig. Auf der Strecke müssen sie sich dann mit Sprüngen, Wellen und Kurven gegeneinander behaupten. Die Wertung erfolgt nach dem KO-Prinzip – die zwei schnellsten kommen jeweils eine Runde weiter. Für Nina ist das inzwischen Alltag. Wir sprachen mit der Neunzehnjährigen über die Faszination ihres Sports.
Nina, seit wann fährst Du Ski?
Im Kindergarten habe ich nach Erzählungen einen Flyer für einen Skikurs mit nach Hause gebracht und wollte unbedingt dahin. Also hatte ich bereits mit drei Jahren meinen ersten Skikurs. Seit ich fünf bin, fahre ich im Alpin. Zwischen vierzehn und sechszehn war ich dann im Alpin Kader und jetzt fahre ich in der vierten Saison Skicross-Wettkampf.
Was war bisher Dein größter Erfolg?
Mein größter Erfolg war bisher die Bronzemedaille bei der Jugendolympiade im Skicross. Danach hab ich mich leider am Schlüsselbein verletzt und musste 2020/21 operiert werden.
Wie hat Corona Euren Wettkampf-Alltag beeinflusst?
Vorab gab es immer Tests mit Kontrolle und jeder musste quasi in seiner eigenen Bubble bleiben. Wenn es einen doch erwischt hat, ist man teilweise mindestens vier Wochen ausgefallen, denn sobald man wieder gesund war, musste man „Back-to-Sports“-Test machen, um zu belegen, dass man wieder fit genug ist.
Wann ist Dein nächstes Rennen?
Mitte November startet der European Cup am Pitztaler Gletscher. Weitere Termine folgen im Dezember, Januar, Februar und März in Österreich, Schweiz, Deutschland, Frankreich und Italien.
Du wohnst in einem Internat, um Dich voll und ganz dem Sport zu widmen. Wie ist das Leben dort?
Ja genau, ich wohne seit der zehnten Klasse im Haus der Athleten in Berchtesgaden. Dort kann man als Kadersportler die Oberstufe von zwei auf drei Jahre strecken. Aus diesem Grund habe ich momentan die Schulzeit auf 17 Stunden pro Woche komprimiert. Das bedeutet, ich fange morgens zum Beispiel mit einer Kraft-Trainingseinheit an. Dann habe ich ab halb zehn Unterricht und nachmittags geht es weiter zum Ausdauertraining. Die Trainer kommen immer zu festen Zeiten in der Woche, in den restlichen Stunden muss selbstständig geübt werden.
Wie lange läuft die Skisaison?
Die ersten Rennen sind im November. Insgesamt geht die Skisaison bis Mitte April. Danach ist eine kleine Pause, bis im Sommer das Training mit Ausdauerblöcken weitergeht.
Wie funktioniert das mit Eurer Ausrüstung?
Bei uns müssen Ski in ungefähr zwei Jahren eingefahren und regelmäßig getestet werden. Alte Ski fahren tendenziell besser als neue, weshalb die bestehende Ausrüstung in Test-Skis und Renn-Skis für die Wettkämpfe unterteilt wird.
Wie ist die Frauenquote im Wintersport?
Im Durchschnitt gibt es immer noch mehr Männer. Im Haus der Athleten gibt es zum Beispiel zwei Stockwerke mit je vier Gängen. Ein Stockwerk ist komplett männlich und auf unserem sind nur drei Gänge mit Frauen, der Rest geht an die Jungs. Im Skicross-Kader starten ca. 30 Frauen.
Was möchtest du sportlich erreichen?
Ein Ziel, welches wohl jeder hat: Irgendwann möchte ich beim Weltcup und bei den Olympischen Spielen mitfahren.
Und was möchtest Du nach Deinem Abi machen?
Ich weiß, ich kann diesen Sport nicht mein komplettes Leben machen. Nachdem das Abi immer näherrückt, mache ich mir natürlich Gedanken, was mich außer Skicross interessieren könnte. Momentan habe ich Architektur oder Immobilienmanagement im Kopf. Vielleicht kann ich den Sport mit einem Studium bei der Bundeswehr oder Polizei verbinden. Aber was genau kommt, ist natürlich auch vom Verlauf der kommenden Saison abhängig.
Hast du das Gefühl, etwas zu verpassen?
Natürlich merke ich, seit ich von zu Hause weggezogen bin, dass meine Freunde dort ein anderes Leben führen. Ich kann auch nicht einfach mal übertrieben feiern gehen in der Hauptsaison. Ich habe aber beim Skifahren viele gute Freunde gefunden und in der Off-Saison ist auch mal Zeit zum Weggehen. Also nein, mir fehlt nichts.
Nina Walderbach wird im Rahmen des Sport-Sponsorings des Werksviertel-Mitte unterstützt. Neben ihr erhalten die Springreiterin Nathalie Fichtner, das American Football-Team Munich Cowboys und das paralympische Fechtzentrum der Rollstuhlfechter diese Förderung.