Am Montag, 7. Juni 2021, wurde der Prix Pour Les Enfants der Stiftung Otto Eckart, dotiert mit 10.000 Euro, an Dr. Jane Goodall verliehen. Die charmante, leuchtend klare 87-jährige vermittelte die Schöpfungsbotschaft ihres Lebens während einer frei zugänglichen Online-Veranstaltung aus dem neuen Naturkundemuseum Biotopia über den Bildschirm gleichwohl lebendig und überzeugend. Der Abend aus dem neuen Museum im nördlichen Ensemble des Nymphenburger Schlosses wurde auch aufgezeichnet und kann hier angeschaut werden.
Dr. Jane Goodall, Aktivistin und Gründerin seit 60 Jahren
Den Schirm teilte Dr. Jane Goodall während der einstündigen Veranstaltung, an der über 600 Teilnehmer international teilnahmen, mit dem Moderator und Gründungsdirektor Prof. Michael John Gorman, der Zoologin Dr. Auguste von Bayern und Dr. Nikolas Fricke, dem Nachhaltigkeitsmanager des Werksviertel-Mitte. Schon mit dem Titel „Agents Of Change For A Better Future“ wurde klar, dass die gebürtige Waliserin um sich keinerlei Personenkult betreibt noch das irgend will. Länger als es Popmusik gibt, tritt sie dafür ein, proaktiv inspiriert für das zu kämpfen, was auch MichaelJackson besang: „To make the world a better place“. Sie ist eine Godmother der heutigen Klima-Aktivisten. Die ersten Fragen von Michael Gorman beziehen sich auf den Beginn ihrer Forschungen in den 1960er Jahren im Gombe-Nationalpark in Tansania.
Der Blickwinkel in der Zoologie ändert sich durch Empathie
Sie erzählt, sie beobachtet die Tiere live, nicht in Käfigen, sie spricht sie mit den Namen an, die sie ihnen gegeben hat, nicht mit Nummern. Die Empathie für die andere Spezies emanzipiert die Tiere vom reinen „Gegenstand“ der Forschung, es entsteht ein anderer Blickwinkel, der herausweist aus der Ignoranz des Anthropozentrismus. Sie besucht die Schimpansenfamilien bis in die 1990er Jahre immer wieder. Eine ihrer wichtigen Erkenntnisse aus dieser Zeit zunehmenden Raubbaus und vermehrter Abholzung aus Armut ist ihre Forderung, die Situation auch der Bevölkerung zu verbessern. Sie gründet 1991 „Roots & Shoots“ (Wurzeln und Sprößlinge). Weltweit engagieren sich dort 200.000 junge Menschen und natürlich – Bildungsangebote für afrikanische Familien gehören dazu auch. Wer den Tieren helfen will, muss auch der Bevölkerung helfen, sagt die Zoologin, die den Humanismus natürlich mit einbegreift.
Sie hat unendlich viel jungen Menschen Inspiration gegeben, eine Inspiration der Schöpfung, die die Welt nicht auf die Umwelt reduziert, sondern einbettet in das Prinzip Hoffnung. Immer wieder sagt sie: „Es gibt (noch) ein Zeitfenster.“
Jane Goodall, fotografiert von ©Andre Zacher
Die Ornithologin Dr. Auguste von Bayern, inspiriert von Jane Goodall
So hat auch Dr. Auguste von Bayern, die mit der diskreten Zurückhaltung der Wittelsbacher eine Titulierung als Prinzessin ablehnt, in der Schule bereits eine „Roots & Shoots“- Gruppe aufgemacht. Nach einer Promotion über die behavioristische Ökologie von Meerkatzen wechselt sie über das Studium der Gehirne von Krähenvögeln und Papageien zur Ornithologie. Der große Zoologe und Ethologe Prof. Dr. Irenäus Eibl-Eibesfeldt lädt sie zu einer Präsentation des Max-Planck-Instituts ein, bei der auch Jane Goodall anwesend ist, die sie, die jüngste der Veranstaltung, zu sich winkt, um neben ihr zu sitzen.
Die Hoch-Stadtalm auf dem Dach des WERK3, ein Leuchturmprojekt moderner, urbaner Nachhaltigkeit
Am Ende der Onlineveranstaltung schließt sich der Kreis zur Preisverleihung des Prix Pour Les Enfants der Stiftung Otto Eckart bei Dr. Nikolas Fricke. Er sitzt vor einem alpenländisch rustikalen Hintergrund, aber nicht am Spitzingsee, sondern auf dem Dach der WERK3 im Werksviertel-Mitte. Seit Herbst 2017, kurz nach der Fertigstellung des neuen WERKG3, ist der Friedensökologe als Geschäftsführer der Beauftragte der Joh´s Eckart GmbH für Nachhaltigkeit und Forschung im Werksviertel-Mitte. Dort befindet sich die Almschule, die Hoch-Stadtalm in 60 Metern Höhe mit Walliser Schwarznasenschafen, acht Hühnern, sechs Bienen- und zwei Ameisenvölkern und hier werden auch laufend Führungen und Kurse angeboten.
Am Schluss ließ man noch die ganz junge Generation sprechen. Lena und Paula sind beide „Würmranger“.
Als ehrenamtliche Naturschützer gehören sie auch zu „Roots & Shoots“. Nach kurzer Tonunterbrechung kam doch noch Paul mit ihrer Frage zur Preisträgerin durch: Was denn ihr tollstes Erlebnis in Afrika gewesen sei. Das alte Weibchen Flow hatte doch noch ein Baby bekommen, erzählte sie und war dementsprechend ängstlich und besorgt. Als sie sich näherte, berührte das 5 Monate alte Baby ihre Nase. Die Schimpansin überwand ihre sichtliche Angst.