Die bayrisch-irische Freundschaft hat Tradition. Auf dem ehemaligen Parkplatz P2, der jetzt mit dem Container Collective das Entrée zum Werksviertel Mitte bildet, fand zu Zeiten der Kultfabrik auch schon ein Irish-Bayrisch-Festival statt mit Guiness, Paddy und vielen liebreizenden Mollys, die alle den Irish Step beherrschten.
Und normalerweise ist überall Paul Daly dabei, wenn er nicht gerade in seinem Kilians Irish Pub oder auch im Shamrock spielt. Aber heuer – reden wir nicht drüber. St. Patrick´s Day, Stadtgründungsfest und viele andere kleinere Festivitäten wurden abgesagt. Immerhin konnte jetzt Paul Daly mit seiner Band beim „Sommer in der Stadt“ auf der Kulturbühne am Knödelplatz seine neue CD „The common Good“ vorstellen.
Nach unzähligen Absagen endlich ein Termin die neue CD zu präsentieren
Er beginnt mit Good Riddance, dem für die Punk-Rock-Band „Green Day“ so untypischen akustischen Song. Billie Joe Armstrong hatte in diesem Song seinem Ärger Ausdruck verliehen über den Weggang seiner Freundin Amanda nach Ecuador, allein der mellow groove des Stücks schien besonders ältere Paare an ihre ersten verliebten Tänze erinnert zu haben. „It´s someting unpredictable – in the the end it´s right“, die Textzeile markiert den Einsatz klassisch wunderbarer Violinen-Verzierungen, wie sie Bettina Kuhn souverän beherrscht. Auf der CD und live befinden sich nicht nur Eigenkompositionen von Paul Daly wie „Mama Won´t You Wait For Me“ und „The Common Good“.
Neben den irisch straighten Klassikern wie „The Mermaid“ und „Eileen Óg“ verneigt sich Paul Daly auch vor seinen größten Idolen mit „Man Gave Names To All The Animals“ vor Bob Dylan und „I Just Want To Dance With You“ vor John Prine. Immer wieder spannend wie die Folklore der wegen Armut und Hunger nach Amerika ausgewanderten Iren und Schotten im Blue Grass Kentucky´s oder bei den Hillbillies der Appalachen sich erhalten, aber auch gewandelt hat.
Irische und schottische Folklore, die Quelle für Folk überhaupt
Die unvergleichliche Weite einer Tin-Whistle- Hymne an das Leben („Will Ye Go, Lassie Go), die reinste Tanzpower der schönsten Violinenfiguren („Tara Tansey“), im kargen Leben der heute noch arme Bevölkerung der Appalachen entwickeln sich die Farben, die wir mit der Great Americana verbinden. Ein anderer Cocktail aus Verlassenheit und wilden Ausbrüchen, aus Trauer und Siegesgewißheit bis zu den Textzeilen „We are stardust, we are golden, we are billion year old carbon, and we got to get ourselves back to the garden“ in Woodstock von Crosby Stills and Nash. Diesen Bogen spannt die Paul Daly Band sehr gut.
Autor: Michael Wüst