In der Nacht vom 25. auf den 26. November war nachts ein Schwerlasttransporter auf die Rückseite des Knödelplatzes herangefahren, um drei schwere Betonteile, die zusammen das Signet des Künstlers Ugo Dossi bilden, für die Arbeiten mit einem Kran bereitzustellen.
Zusammengefügt, zentral eingelassen in das Pflaster des Platzes „versiegelt“ der etwa im Durchmesser acht Meter zählende Stein den Platz und ein noch nicht ganz zu sehendes wesentlich umfangreicheres Pflasterbild, Steinmosaik daneben. Derzeit wird die Schale, das Schild, der Teller mit den sechs Punkten, die einen zentral umschließen und schützen noch von zwischennutzenden Containern verdeckt.
Die künstlerische Gestaltung des Knödelplatzes geht voran
Bereits 2013, als noch das alte dreistöckige WERK3 stand, wünschte sich Werner Eckart eine Mosaik-Gestaltung im Boden des Platzes, die von den umliegenden Bauten in der Vogelperspektive erst richtig deutlich wird. Tatsächlich entspricht der Entwurf der alten heraldischen Intention eines Wappens.
Zusammen festigen das Dossi-Signet und das Wappen mit den sieben Kreisen beide in magischer Tradition den Platz. Sie repräsentieren den Mittelpunkt von Werksviertel-Mitte. Wer die Arbeit von Ugo Dossi ein bisschen kennt, wird auch hier gleich fasziniert und mit Freude feststellen, dass einer komplexen Deutung des Mosaiks nichts im Wege steht.
Das Wappen des Werksviertels-Mitte verweist auf Strukturen des Tarots
So geheimisvoll Dossi in der Figuration von Zeichen, Chiffre und Bild aus den Tiefen der Zeit spricht, die Türen zur Interpretation sind offen. Wer ein bisschen Dossi kennt (auch hier: https://archive.werksviertel-mitte.de/2019/11/08/ugo-dossi-der-bildertaucher/), der liegt richtig, wenn er sich erinnert an seine große Arbeit der 22 Arkana des Tarots, die er 2011 in der alten whiteBOX und im Rahmen der documenta 13 zeigte. Die Zahl Sieben ist uns auch heute noch als magisch bestens verdächtig geblieben.
Verdächtig ursprünglich schon einmal, weil sie mit den Zahlen eins bis zehn weder als Produkt noch als Division darstellbar ist, lediglich verbindet sie die Welt der geraden mit den ungeraden Zahlen (wie auch die Fünf). Sieben Weltwunder, sieben Zwerge, sieben Wochentage, das Buch mit sieben Siegeln, und am siebten ruhte auch Gott.
Aus Manfred Schneckenburger Buch über Dossis Tarot
Und nun, was sagt der siebte Trumpf des Tarots, „der Wagen, der Triumphator, Apollo, der Wagenlenker“? Im Buch des früheren documeta-Chefs Manfred Schneckenburger über das Tarot Dossis lesen wir unter Anderem: „Ein gekrönter, junger Mann lenkt eine Art Streitwagen…Die Jugend, Sturm und Drang. Die Bereitschaft aufzubrechen, um die Welt zu erobern…Die Selbstverwirklichung…Die Karriere (wörtlich die Spur des Wagens)…Das Lenken auseinander strebender Kräfte…“
Ja, wirklich, mit diesem Bildakt hat Ugo Dossi dem Werksviertel-Mitte einen schönen, großen, positiven Bann in den Platz gesenkt. Und wer durch Zufall sich mal das Wappen der Medici anschaut, der käme zu dem Schluss, das Werksviertel-Wappen stünde mit sieben Punkten heraldisch über den sechs der berühmt-berüchtigten Florentiner Familie? Donnerwetter!
Text: Michael Wüst
Bilder: URKERN2019 / Ivana Bilz