Die wohl bekannteste Marke, wenn es um Kartoffelprodukte geht, feiert ihr Jubiläum: Schon seit 70 Jahren stehen die Produkte wie Knödel, Reiberdatschi und Kartoffelpüree im Lebensmittelhandel und das nicht nur in Deutschland. Die Erfolgsgeschichte von Pfanni – eine kleine Zeitreise.
Die Kartoffel, die eine ganz entscheidende Rolle in der Geschichte von Pfanni spielt, findet im Jahr 1580 durch Sir Francis Drake ihren Weg nach Europa und startet von dort aus ihren Erfolgszug. Anfangs noch ist die Knolle ein Exot, ab 1740 wird jedoch der Kartoffelanbau von Friedrich II. durchgesetzt. Die Kartoffel löste Getreide wie Hirse und Graupen ab und änderte so die Esskultur in Deutschland erheblich. Durch eine „innere Kolonisation“ wird die bisherige Landwirtschaft für den Kartoffelanbau erweitert und somit ist die Basis für die Erfolgsgeschichte – was die Rohstoffe betrifft – gelegt.
Die Pfanni Erfolgsgeschichte
Die Erfolgsgeschichte hängt eng zusammen mit der Historie der Familie Eckart. Die Chronik der Unternehmerfamilie Eckart ist bis Ende des 16. Jahrhunderts geschichtlich belegt. Alle Vorfahren waren selbstständig und in der Lebensmittelbranche tätig, als Bäcker, Müller, Bierbrauer, Gastwirte und Konservenfabrikanten. 1949 war das Geburtsjahr des Markenartikels.
Die Erfolgsgeschichte begann am 2. September 1949, als das erste Pfanni-Produkt, der Kartoffelpuffer, auf der Nahrungsmittelausstellung Sühoga in Mannheim vorgestellt wurde. 1950 folgte die Präsentation des ersten Pfanni-Kartoffelknödels. Das Besondere: Das Kartoffelpulver konnte, je nach Flüssigkeitszugabe, sowohl als Knödel als auch als Kartoffelpuffer verarbeitet werden.
Von da an beginnt das wirtschaftliche Wachstum der Pfanni-Werke hinter dem Ostbahnhof in München, die zu Hochzeiten etwa 1.200 Mitarbeiter zählten. Mit der Präsentation des ersten Pfanni-Produktes war der Grundstein für einen Markt gelegt, den es bis dahin in Deutschland so noch nicht gegeben hatte: den Markt der Kartoffel-Fertigprodukte. Durch intensive Werbe- und Exportaktivitäten war der Markenname nahezu weltweit bekannt.
Aufgrund steigender Abwassergebühren der Stadt München und der immer größer werdende Wettbewerb mit internationalen Konzernen konnte Pfanni als mittelständisches Unternehmen seine Selbstständigkeit nicht mehr bewahren und die Produktion wurde nach Mecklenburg-Vorpommern verlagert. Für das Familienunternehmen, das in München tief verwurzelt ist, war das aber auf lange Sicht nicht mit ihrer Vision vereinbar.
Deshalb wurden die Marke Pfanni und das Unternehmen verkauft. Bis 1996 wurde das Werk in München etappenweise stillgelegt und die Produktion beendet. Heute hat Pfanni seinen Sitz immer noch in Stavenhagen und ist Teil der Unilever-Gruppe.
Die Transformation vom Industriestandort zum zukunftsorientierten Stadtquartier
2019 wird an die Geburtsstunde der Weltmarke in München im Rahmen des 70-jährigen Jubiläums erinnert. Auf dem ehemaligen Pfanni-Werksgelände hat sich seit 1996 in jeglicher Hinsicht viel getan. Der Unternehmergeist der Eckarts ist auf dem Gelände immer noch sichtbar und prägend.
Um die bestmögliche Nutzung des ehemaligen Produktionsgeländes zu planen, ging es in eine Zwischennutzung über: Es bot zuerst als Kunstpark Ost und später als Kultfabrik Platz für Künstler, Musik und wilde Partys. Die Idee, das Gelände in einen neuartigen innovativen Stadtteil zu verwandeln wird seit 2016 hier am Ostbahnhof realisiert.
Eine Transformation: vom produzierenden Industriestandort zum lebendigen zukunftsorientierten Stadtquartier. Das Werksviertel-Mitte möchte für jeden etwas bieten. Das Motto „Die Vielfalt des Besonderen“ prägt sowohl das Bild des heutigen Geländes, als auch die Auswahl der Gastronomien, Unternehmen und Geschäfte im Werksviertel-Mitte.
Andenken an Pfanni-Zeiten im Werksviertel-Mitte
Ein wichtiger Punkt in der Ausrichtung ist jedoch immer die Historie. So finden sich auch auf dem heutigen Gelände viele Andenken aus Pfanni-Zeiten wieder. Der Großteil der damaligen Fabrikgebäude ist heute noch erhalten oder wurde in die neuen Gebäude integriert.
Die Schwemmkanäle, in denen die Kartoffeln nach der Anlieferung gewaschen und transportiert wurden, führen heute entlang der Speicherstraße. Der geziegelte Schornstein des früheren Kraftwerks steht noch und erinnert an frühere Zeiten.
Im WERK7, wo Musicaldarsteller ihre Darbietung zum Besten geben, lagerten die Kartoffeln unter grünem Licht, damit sie nicht anfangen auszutreiben. Das grüne Licht findet sich immer noch in der Beleuchtung des Theaters wieder.
Es gibt noch viele weitere Beispiele, wie das Werksviertel-Mitte die Geschichte in die Gestaltung miteinfließen lässt.
Heute wie damals: Innovation, Gemeinschaft und soziale Verantwortung
Die Nachbarschaftspflege und das Miteinander haben hier ebenfalls eine lange Tradition. So hat Pfanni stets ein gutes Verhältnis und einen regen Austausch mit den angrenzenden Industrien, wie Optimol Ölwerke, Rohde&Schwarz und Hamberger gepflegt0
„Wir können auf eine lange und erfolgreiche Geschichte hier am Standort in München zurückschauen. Geprägt von der Historie von Pfanni, der sozialen Verantwortung und dem Wunsch nach einem harmonischen Miteinander hat sich das Gelände von Europas größter Kartoffelküche zu einer der größtem Partymeilen der 2000er in Europa entwickelt. Doch wer rastet, der rostet: Heute blicken wir stolz auf unsere Geschichte und darauf, mittlerweile eines der innovativsten Stadtquartiere Europas zu sein – und wir sind noch lange nicht fertig“, erläutert Josef Glasl, Geschäftsführer der Urkern Gesellschaft für Urbanes GmbH und Sprecher der Unternehmensgruppe Werksviertel-Mitte.
Ein kleiner Hinweis am Schluss: Schon einmal gefragt, was es mit dem Markennamen auf sich hat? Der Name „Pfanni“ kommt von der Pfanne, in der man Kartoffelpuffer herausbackt – und sicher spielte auch die bodenständig-bayerische Köchin „Fanni“ eine Rolle.