Am Sonntag, 19. Mai laufen die Aliens – so nennen sich die Fans von Tokio Hotel – in der TonHalle ein. Die Band, bei der sich sämtliche Geister, Wiedergänger, Untote, Zombies scheiden, nur eben Aliens nicht, besteht seit 15 Jahren und ist natürlich viel zu abgedreht und viel zu unerreichbar und schön, um ein biederes Jubiläum zu feiern, das machen vielleicht Metal-Bands oder Schlagerstars. Melancholic Paradise ist ihre sechste Studio-CD und magisch. Die magische Scheibe, deren gleichnamige Single als Titelmelodie im Vorfeld bis zum Tinnitus Interruptus durch 6 Millionen Follower-Ohren von Heidi Klums GNTM gejagt wurde, beschreitet ganz neue künstlerische Wege. Ein von Bill Kaulitz nicht näher beschriebenes magisches Erlebnis in oder vor LA war der Auslöser. Vielleicht geschah es auf einem Lost Highway oder dem Mulholland Drive? Ein ausgekauter Kaugummi, der unter dem Armaturebrett von Davd Lynchs gecrashtem Chevi klebte? Nebulös, magisch. Wieder ganz neue künstlerische Wege sollen beschritten worden sein. Was androgyn mit explodierendem Fön begann war schon Pop, Rock, Pop-Rock oder sukzessive dann auch Synthpop. War also schon viel bisher. LA spielte immer wieder die Rolle einer monströsen Mutterstadt. Viele sind dort schon gefressen worden, von Billy Idol ragt immer noch ein Bein heraus und tippt funky den Beat. Und melancholisch ist Bill, so melancholisch wie LA. Und war der Rapper Drake, der vor Heidi Pfauenräder schlug, um ein Date zu bekommen, nicht auch in LA verschwunden, als er abblitzte wegen dieser Fundsache „mit Tom Liebe des Lebens gefunden“. Alles sehr seltsam. Eine Kill Bill – Petition soll vor Jahren 250 Millionen Unterstützer gewonnen haben? Man wird nicht schlau. Aber woraus?
Text: Michael Wüst