Am Samstag, 29. März, trotzt Funny van Dannen dem Pollenflug und kommt mit „Alles gut, Motherfucker“ ins Technikum. Erinnert irgendwie an das „Komm, hier haste mal ne Mark“ von Helge Schneider.
Der melancholische Allergiker ist ein Weltmeister darin, auf falsche Pferde zu setzen, um am Ende feststellen zu müssen, das das, worauf er gesetzt hat wahrscheinlich gar kein Pferd war. Seine Welt steckt voller Fehlern und ist wunderbar lebendig. „Der Kopf ist rund, damit die Gedanken mal die Richtung ändern können“, sagte der Dadaist Picabia und das trifft so vollständig auf Funny van Dannen zu, dass man nur bewundern kann, mit welcher Gelassenheit er die abstrusen Fahrten seines Hirnkarrussells hinnimmt, sei´s die Welt, nur die Umwelt oder doch er selbst. Aber es ist nicht einfach so, dass er den Fehler als kreatives Moment direkt provoziert, um eine originelle Tür zu öffnen. Er ist einfach ständig mittendrin in diesem Pollenflug gescheiterter Lebensentwürfe und verworfener Patente. Chronischer Niesreiz. Und es schillert bunt, alles, was die Evolution zurecht vergessen hat, oder halt die Welt oder vielleicht er selbst. Da steht er dann da, ein bisschen einsam wie eine verlassene Rampe für Fehlstarts. Von der Allergie zur Allegorie. Vielleicht hat ja irgendjemand die Wörter falsch zusammengeschraubt. Schillernd, ja. Aber trotzdem befinden wir uns hier nicht in einem allerliebstem Kosmos, so einer fabelhaften Welt des Funny, manchmal nehmen schon dumpf braune Schleier und Kotzbrocken die Sicht. Wo der Spaß aufhört, könnte ja eigentlich der Humor angehen. Tut´s aber dann absolut nicht, wenn sein Song „Lesbische, Schwarze, Behinderte“ auf Nazifesten gegrölt wird. In solchen Momenten wendet er sich von den Geisterbahn-Kameraden des ewigen Gestern ab und überlegt lieber wie man mit drei Karpfen im Oktober einen Weihnachtsbaum fällen kann. Oder es entsteht so etwas traumhaft Naturtrübes wie „Forever Yin“. „Alles gut, Motherfucker“. 22 neue Songs stehen im Technikum zur Wahl und sicher gibt es auch gute Chancen für „Nana Mouskuri“. Schön wäre auch ein FC Bayern-Song!
Text: Michi Wüst