Am Samstag, 19. Januar, lud die whiteBOX zur Dance Night im Rahmen des Out Of The Box – Festivals ins Technikum ein.
Mit Ark Noir, Organ Explosion und SLATEC waren drei elektronisch orientierte Bands am Start, die in kurzen Umbaupausen nicht nur mit dem Kabel-Spaghetti gut klar kamen, sondern auch tatsächlich die frontale Konzertsituation in eine Dance-Atmo verwandeln konnten.
Das Symbol, der Rock-Front, das Mikrofon – Mangelware. Aber der Raum erfuhr schon eine gewisse tänzerische Drehung durch die Welt der Knöpfe. Drehende Disk-Rooms, drehender Dance-Floor. Vorbei ist allerdings auch das strenge Gehabe von den Elektro-Halbgöttern der Gründerzeit, Marke schwäbischer Kraftwerk-Spießer.
Es ist heute einfach eher normal, dass ein Saxofonist wie Moritz Stahl von Ark Noir ein Effect-Board vor sich liegen hat wie ein Chemical Brother oder ein Fusion-Gitarrist. Da er im Solo synthetisch eingestöpselt hat, checkt man ihn auch erst gar nicht als Urheber des Solos, man schaut automatisch zum Keyboarder (Sam Hylton) und – ach ja – auch der Bassist Robin Jermer hat einen Zugang zur synthetischen Quelle. Doch mittels der Fingerbewegungen des Saxofonisten bringen wir Bild und Ton zur Deckung. Stimmt, der Saxofonist ist gerade der Urheber dieses Solos. Und liegt nicht die große Anziehungkraft dieses Solos von Moritz Stahl darin, dass die manuelle Geläufigkeit, das, was einem Saxofonisten über die Zeit solistisch gut unter den Fingern ist, sich von den Solo-Linien eines Keyboarders deutlich unterscheidet? Die Läufe, die Licks, die Alterationen in der Keyboard-Synthie-Verkleidung lassen einen die Fusion-Saxofonisten der Miles- und Hanckock-Zeit spüren. Das ist schon ziemlich gut!
Wo immer da auch die mörderische Bassdrum herkommt, die das ganze lüstern in den Abgrund zieht, mit Tilman Brandl (Gitarre) und Marco Dufner (Schlagzeug) entsteht ein großer psychedelischer Fusionraum, in dem man sich gerne treiben lässt.
Tripartig funktioniert auch SLATEC. Das Techno-Exzerpt der Jazzrausch Big Band um den Posaunisten Roman Sladek ist den Besuchern des Harry Klein bestens bekannt. Die angesagtesten Jazz-Techno-Projekte der Stadt holen sich im kleinen Raum von David Süß, Mitinitiator des ehemals international renommierten Clubs Ultraschall, die großen Credits.
Vor dem Abdriften im improvisierten Techno von SLATEC wurden die Fans der jenseitigen Clubwelten aber noch einmal von den Krassomaten der Organ Explosion ins fett groovende Diesseits geholt. Der Hansi, der Mani und der Luggi hatten auf ihrem jüngsten Ritt durch den Weltraum die Atari- und Squential Circuit-Sphäre ihrer schon klassisch angestaubten Zukunft verlassen und die Freunde von Ark Noir und SLATEC aus der für kurze Momente aktuellen Zukunft eingeladen. Also, wie man heute sagt, sie waren eben der Host. Host mi?
Autor: Michael Wüst