Am Freitag, den 12.01. bei zwei Konzerten wie siet gegensätzlicher nicht sein können: Himmel und Hölle.
Bei „Idealwetter“, leichtem Frost und Schneegestöber, Terje Insungets Icemusic auf dem Dach des Werk 3 im sechsten Stock. Das Eröffnungskonzert des szenischen Musikfestivals „Out of the Box“ der whiteBOX.
Und ganz unten, im Keller bei Eddy in seinem Rock-Club spielten zwei Bands höllisch guten, teilweise sehr metallischen, innovativen Nu-Rock: Das Trio Braindead Wavelength und die Vierercombo Grub, beide aus München. Nach einer ersten kurzen Tour d´Horizon im Schneegestöber nahmen wir die Gelegenheit beim Schopf und gingen erstmal in die Hölle zum Aufwärmen. Über die Konzerte von Terje Isunget, die aufgrund der Witterung die Tage darauf auch teilweise indoor stattfanden, an anderer Stelle.
Nein, kein Cold Day in Hell. Wie schon in der ersten Hälfte des letzten Jahres, steht oben an jenem Eingang, an dem wir jede Hoffnung auf nette Musik fahren lassen dürfen, der Bertl von Bertl Concerts, neben ihm baumlanger Hard Rock Hobo mit baumlangen Bart. Nach kurzer Konzertpause im Rockclub in der Passage des Werk 3 und einer betrieblichen Umstrukturierung geht es nun wieder weiter mit Rock Music an Freitagen und Samstagen. Auf der Bühne ebenso bärtig und mit Kapuze der Waliser Ben Jones, am Bass Charlotte „Charly“ Scheidegger und an den Drums Daniel Heimerl. Braindead Wavelenght (CD: Druid Stomp). Der Bandname klingt ein bisschen nach Doom Metal, aber das ist nicht die einzige Stilistik aus der diese Band ihre Energie bezieht. Immer wieder bricht nach klassischen Stoner-Lines, die fett aufgetragen werden, eine wahre Truckfighter-Energie hervor. Raffinierte Breaks. Man kann sich wunderbar fallen lassen, weil man sicher sein kann, dass man nicht nur aufgefangen wird, sondern hochgerissen im heißen Strom der metallischen Konvulsionen. Ben Jones speit das aus, schleudert es aus sich heraus, Charlie am Bass steht völlig cool und folgt den komplizierten Linien der E-Gitarre oft unsisono. Daniel Heimerl hat die besten Phrasierungen gefunden, sich in solchen Passagen melodisch präzise und trotzdem hart einzubetten. So stark kann ein Trio sein. Crooked! Da sind wirkliche Geier gelandet. Desert Rock. Fu Manchu, Mudhoneys, trotzdem mit den Wurzeln von Black Flag und Sleep. Ben Jones rollt in Gesangparts sein walisisches R und hat Spaß dran, im Aufsteigen schräg auf dem Schlusston stehen zu bleiben. Dissonant gehaltene Momente mit Groovepotential und ganz selbstbewußt mit einer Art Marching-Riff folgt der nächste Absturz.
Grub kommen teilweise aus gleichnamigen Ort bei Poing und deuten mit ihrer Band somit keinen Death- oder Doom-Aspekt an. Eher im Look einer etwas sinstren Glamfigur mit Rüschenhemd aus der Disco-Mottenkiste und schwarzem Zylinder kommt Daryl ans Mikrofon und parliert erstmal, während Keith versucht die Gitarre startklar zu machen. Die Vier sind bereits bekannt in Eddy´s Rockclub und spielen wie Braindead Wavelength in der alternativen Szene der „Glocke“ oder auf dem Theatron. Dabei haben sie jetzt mit ihrer zweiten CD „The Ship of Theseus“ wieder einen guten Sprung nach vorn gemacht. Ihre Songs entwickeln sich um die Stimme von Daryl, der in seinem alternative way eher in Zwischenreichen zuhause ist, vielleicht in einer Art Varieté am Eingang zur Unterwelt.
Das Thema Theseus, einerseits mythischer Städtegründer Athens, andererseits historisch realer Schwerenöter der Amazonen am Schwarzen Meer passt gut zu der Wiedergänger-Atmosphäre, die die Band verbreitet – manchmal an Nine Inch Nails und in der Art des Sprechgesangs an Iggy Pop erinnernd. In der Halbwelt, ein Stockwerk über der Unterwelt fühlen sich Grub wohl, hier werden zwielichtige Heroen verehrt. Elegie, etwas abgeschmackte Süffisanz vermischen sich mit guter Härte, die schon etwas klassich wirkt.