Der Super Bowl LIII findet am 3. Februar 2019 in Atlanta statt. Hinter diesem schmucklosen Satz verbirgt sich das global wahrscheinlich größte Sportspektakel. Ein weltweites Fieber, ausgelöst vom Kampf um ein ledernes Ei, das aus einem verbeulten Ball entstanden ist, hat über die modernen Medien längst die Grenzen der USA durchbrochen. Seit Jahren gehen die Fans des American Football auch jenseits des Ozeans mit durchschnittlich acht Stunden Zeitunterschied in Europa auf den zahlreichen Super Bowl-Partys euphorisch mit und zelebrieren auf ihre Art den American Way. Und der kann schon leicht in die Knie gehen.
Die schwarzen Streifen, die sich die Feldspieler zum Schutz vor Lichtreflexen unter die Augen malen, sind beim Fan in der Super Bowl Party der TonHalle gegen vier Uhr morgens, wenn der Sieger der NFL feststeht, von selbst ganz natürlich und auf friedliche Weise entstanden. Ein Fest des menschlichen Teamgeists! Und erobert wird nur eine Trophäe, die Vince Lombardy Trophy. Wahrscheinlich die Hälfte aller Amerikaner (in der Spitze 160 Mio) sieht dieses Spektakel. Dieser Tag, der inwischen den Status einer Feiertags hat. Wer kann sich 14 Milliarden frittierte Kartoffeln oder 1,3 Milliarden Chicken Wings vorstellen? Dagegen ist ein Wiesnwochende ein Kindergeburtstag mit Würstelspringen.
Die größte Super Bowl Party Deutschlands und im Vergleich zu amerikanischen Verhältnissen fast gemütlich, findet seit 2008 in der TonHalle statt. Als letztes Jahr 70.000 in Minneapolis im U.S. Bank Stadium bei Minus 17 Grad und bei offenem Dach dem Anpfiff entgegenbibberten – billigste Karte 4.700 Dollar – konnten Fans bei München-nasskalt-normal sich frei bewegen. Bei 2000 Besuchern aus allen Himmelrichtungen inklusive australischen Vortrinkern, heizte sich die Halle mit superleckeren Guacamole-Burritos mit Limetten-Korianderreis, gegrilltem Rindfleisch oder Chicken zum fairen Preis von Hamburgern und Hot Dogs ganz von selber. Und über allem kreisen die goldenen Pitcher. Das volle-Kanne-Gefühl.
Im selben Jahr, 2008, als die Super Bowl Party in der TonHalle an den Start ging, stieg Werner Eckart mit seiner Kultfabrik als Hauptsponsor der Munich Cowboys, die 1993 schon einmal die GFL, die German Football League, gewonnen hatten, ein. Immerhin darf sich dieser 1979 gegründete Verein „Grand Old Team of the South“ nennen.
Ende der 1970er begann der neue Sport im Süden Deutschlands, im Bereich der amerikanischen Besatzungszone – im Großen und Ganzen Bayern und Hessen – die Leute zu begeistern. In diesen Tagen, 40 Jahre später, geht es zu Jahresbeginn mit mächtigen Schritten auf den Super Bowl LIII, das 53 Finale der Playoffs zu.
Herausforderer und Gastgeber sind heuer die Atlanta Falcons, Titelverteidiger die Philadelphia Eagles. Das erst letztes Jahr fertig gewordene Mercedes – Benz – Stadium in Atlanta, der derzeitigen Hauptstadt des Hip Hop, fasst mit 83.000 Zuschauern noch einmal mehr und hat ein fahrbares Glasdach.
Es ist das 53. Finale seit 1967.
Zum American Way of Life gehören für uns aber auch die wunderbaren Hollywood-Football-Movies. Die dramatischen Ereignisse um Mannschaften, Quarterbacks, Wett-Junkies und kriminelle Buchmacher wurden für uns im Gleichklang mit Rock- und vor allem Sweet Soul Music zur amerikanischen Essenz. Der Quarterback, Linebacker, Tackle oder Nickelback (ah, da kommt der Name der Band her!) spielt genauso in den Zeiten von Easy Rider eine ehrenhafte Rolle, genauso wie in den Vietnamfilmen. „An jedem verdammten Sonntag“ von Oliver Stone mit Al Pacino und Cameron Diaz, „Gegen jede Regel“ mit Denzel Washington, „Draft Day“ mit Kevin Costner, der hier in der TonHalle schon ein Konzert gab. All das schwingt mit, wenn wir nur nebenbei die Bilder der Football-Cracks in ihren Rüstungen auf der 40qm großen Leinwand ansehen.
Lassen wir uns von Bruce Springsteen, Justin Timberlake oder Lady Gaga einstimmen und spielen nebenbei eine Runde Kicker, gehen an die Game-Automaten oder lassen das Ei auf eine Torwand pfeffern („Quarterback-Challenge“).
Zum Schluss haben wir für euch nochmal eine kleine Auffrischung des Football-Vokabulars, mit dem ihr vor euren Freunden als Experten auftrumpfen könnt:
- Interception: das Fangen eines Vorwärtspasses durch die Verteidigung
- Fumble: Fumbles (engl.: to fumble with sth. = mit etw. ungeschickt umgehen) können zu Ballverlusten führen.
- Kickoff: Eine Art Abstoß. Dabei wird der Ball zu Beginn jeder Spielhälfte und einer Overtime, aber auch nach einem Touchdown und nach jedem Field Goal, vom Kickoff Specialist des Kicking Teams durch einen meist weiten Schuss ins Spiel gebracht
- Down: Ein Down ist ein Spielabschnitt, welcher sich über einen Spielzug erstreckt. Eine sinngetreue deutsche Übersetzung ist „Versuch“.
- Snap: Der Snap im American Football beschreibt den Moment der Ballübergabe des Centers an den Quarterback und damit den Beginn jedes Spielzugs.
- Line of Scrimmage: Die Line of Scrimmage (übersetzt etwa als „Gedrängelinie“) ist die gedachte Linie, die parallel zu den Goallinien von Seitenlinie zu Seitenlinie verläuft, und die vor Beginn eines Spielzuges beim American Football nicht überschritten werden darf. Sie hat keine feste Position auf dem Spielfeld, sondern wird bei jedem Spielzug neu festgelegt
Tickets gibt es hier.
Autor: Michael Wüst