Am Donnerstag, 15. November, fand im Gastatelier der whiteBOX die Jahrespressekonferenz mit Geschäftsführerin Martina Taubenberger und Repräsentanten der einzelnen Projekte statt.
Die neue whiteBOX geht nun bereits ins vierte Jahr, über 30 Künstlerinnen und Künstler flankieren und befruchten den Spielbetrieb des „white Cubes“ im WERK3. Bevor wir gleich ins neue Jahr schauen, sei aber noch darauf hingewiesen, dass vom 23.-25. November die whiteBOX-Ateliers öffnen und einladen zum Kennenlernen. Einige neue Namen wird der antreffen, der bereits die Tage der Open Studios in der Vergangenheit genutzt hat.
Für nächstes Jahr wünscht sich Martina Taubenberger zunächst einmal einen strengen Januar. Richtig klirren soll es, bei dem Open Air „Out Of THE BOX“, damit die Eisinstrumente des Terje Isunget, sauber intoniert, ihre fragile, kristallinen Facon behalten, um an den drei Konzerttagen (10.-13.1.) vom Rooftop der Event-Location Hoch5 auf dem Dach des WERK3 ihre Klänge durch die kalte Luft weit in die Stadt zu tragen.
In einem ausverkauften Konzert in der whiteBOX hatten die Münchener vergangenen Januar bereits Bekanntschaft gemacht mit dem Jazzmusiker, Perkussionisten und Komponisten aus Geilo in Norwegen. Zu Ice-Struments – wie der Ice-Harp (Eis-Vibraphon) und verschiedenen Ice-Horns, die mal an Waldhorn, vielleicht auch mal an das legendäre Rolandshorn erinnern, oder an große (Blech-)Schalmeien – gesellen sich neben unterschiedlichen gefrorenen Schlaginstrumenten diesmal der Eis-Kontrabass (gespannt wie das geht) und das Eis-Alphorn.
Gesang und Elektronik haben sowohl solo mit Maria Skranes als auch im Trio mit Trio Mediaeval eine wichtige Funktion inne. Mindestens zwei der aristotelischen Elemente, Wasser und Luft, rücken an diesen künstlerisch ins Zentrum der Sorge um die Stabilität des Weltklimas. In diesem Zusammenhang kann der Klang des Wassers, des Gletschers, des Eises auch als Mahnung verstanden werden, wie wir mit der Schöpfung umzugehen haben.
Die Wassermusik eines Georg Friedrich Händel repräsentierte vielleicht im Übergang von der Renaissance zum Barock ein Verhältnis zur Natur, das von spielerischer menschlicher Beherrschung dominiert war, was aber die dänische Gruppe „Between Music“ anschließend mit ihrer Produktion „Aquasonic“ (25.-27.1) in der whiteBOX bewerkstelligt, ist zutiefst überraschend, geradezu erschütternd. In mehreren Aquarien werden wir Unterwasserwesen vorfinden, die an eigens entwickelten „Hydraulophonen“ spielen und dazu auch noch singen. Unterwasser (Dreh-)Orgel, Violine, Perkussion, „Crystallophon“ und „Rotacarda“ steht zu lesen, all das wurde eigens von Wissenschaftlern entwickelt. In der dunklen whiteBOX werden diese Aquarien düster leuchten, verstören und berücken mit solchen Klängen Atlantis-Versunkener.
Mit „MoonBouncing“ von Martine-Nicole Rojina endet am 3. Februar die große Trilogie der extremen Klangexperimente von „OUT OF THE BOX“. Das musikalische Echo-Zwiegespräch mit der Oberfläche des Mondes – Sister Moon – hatte die Musikerin und Performerin bereits vorgestellt bei der Ausstellung „Stardust & Stargast“ mit Ugo Dossi, Martin Rosenthal und Professor Andreas Burkert, Leiter der Astrophysik der LMU. Zusammen mit Astrophysikern des Forschungsprojekts LIGO, wo das erste Mal Gravirationswellen nachgewiesen wurden, produziert Martine-Nicole Rojina mithilfe eines Gravity Synthesizers, in Radio-Teleskopen wie dem holländischen Dwingaloo, Echos und deren Interferenzen. Erde-Mond, hin und zurück dauert ganze 2,5 Sekunden, das gelingt mit der Technologie der sogenannten HAM Radio Bands. Klänge, Gesänge, Texte, die von der Erde zum Mond geschickt werden legen die Entfernung von zweimal 384.000 km in 2,5, Sekunden zurück. Aus Interferenzen, evoziert durch die Charakteristika der Mondlandschaft, ebenso wie über das Zurücklegen des Wegs durch die Schichten der Erdatmosphäre, entsteht ein wahrhaft spaceiger Sound, der nebenbei gesagt den Mitwirkenden absolute Glückssgefühle vermittelte.
Ein spirituelles Moment! Drei wirklich extreme Klangexpeditionen. das muss man erst einmal verdauen. Also sollte man das am besten wegtanzen? Eine Dance Night mit Münchner Bands am 19. Januar im Technikum. Guter terrestrischen Earthling-Groove der Marke Four on the Floor ist da angesagt, mit den berüchtigten Hammond- Atari- und Farfisa-Frickler von Organ Explosion, Ark Noir und SLATEC. „Pastorale re/visited – Klimawandel hören“ ist ein Education-Projekt mit dem Bayerischen Rundfunk-Symphony-Orchester.
Am 20. Januar werden in der whiteBOX die visuellen und klanglichen Ergebnisse von Jugendlichen gezeigt, die unter der Leitung von den Musikern und Musikvermittlern Florian Riedl, Fraser Trainer, MusikerInnen des BRSO und der Video-Künstlerin Stephanie Maier entstanden sind. Zugrunde liegen das Erlebnis von Beethovens Sinfonie Nr. 6 (Pastorale), die im Januar vom BRSO aufgeführt wird, und Exkursionen ins Berchtesgadener Land. Hintergrund ist die Mahnung an die pastorale Aufgabe, die wir Menschen haben, die Natur zu behüten.
Ein dichtes, intensives Programm bis Anfang Februar mit „OUT OF THE BOX“. Und deshalb holen wir kurz Luft.
Und da einige Termine des weiteren ereignisreichen Jahrs noch nicht endgültig fixiert sind, werden wir die Vorschau auf das whiteBOX-Jahr 2019 demnächst fortsetzen. Alle Infos und Hightlights auf http://www.whitebox.art/