Immer wieder Kult-Band: Dir En Grey – der Name der japanischen Band aus Osaka ist ein deutsch-französisch-englisches Triple – haben es immer schon meisterhaft verstanden, sich als Metal Aliens zu chiffrieren.
Auf einem ihrer seltenen Auftritte in Europa erleben nun die Fans die Band, die sich anfangs, ab 1997, dem exzentrischen Visual-Kei-Genre zugehörig gefühlt hatte, am 18. Oktober im Technikum. Ihr Kultfaktor ist nach wie vor hoch infektiös. 2005, nach der Veröffentlichung von Withering To Death gaben sie ihr erstes Konzert in der Berliner Columbiahalle und waren mit 3500 Besuchern binnen drei Tagen ausverkauft. Da hatten sie ihre Lethal-Manga-Travestie bereits hinter sich gelassen und waren auch in schlichterer Kleidung immer noch gefährlich fremd.
Zu uns kommen sie auf ihrer „Wearing Human Skin“-Tour mit ihrem aktuellen zehnten Studioalbum The Insulated World. In Kostümen aus menschlicher Haut machen die fünf, die seit 1997 keinen Wechsel im Line-Up hatten, einen mächtig terrestrischen Metal. Zwischen maschinell präzisen Kickass-Riffs ertönt die Stimme Kyos in einem überirdisch großen Range von gellendem Scream bis zum Tonsillen-shreddernden Growl. Alle Texte – sie gibt es auch in Lyrik-Bänden -sind von Kyo. Kryptisch, alchemistisch durchgekocht in verschieden Sprachen, höchst aggressiv, lebensverachtend und dann wieder in hymnischem Schmerz. Man spürt die süsse Elektrizität einer Rasieklinge auf der Zunge.