Auch das siebte Kinder- & Jugendfestival „JuKi – da will ich hin“ hatte in vielerlei Hinsicht wieder das Glück des Tüchtigen. Das große Open Air der gemeinnützigen Vereine, Stiftungen, Pro Bono-Organisationen auf dem Gelände von Werksviertel-Mitte funktionierte bestens mit über 5.000 Besuchern am Sonntag, 7. Oktober bei gutem Wetter.
Der letzte Wiesntag war offensichtlich keine Konkurrenz, die vorläufig letzte große Münchner Demonstration vor der Landtagswahl, fand tags zuvor statt. Über 120 Teilnehmer vom Sozialreferat der Stadt München bis zur mobilen Pfannkuchenbäckerei, von der AOK München bis zum Rabenmütter Verlag, vom Münchner Flüchtlingsrat und der Diakonie Jugendhilfe Oberbayern bis zur Karate-Schule repräsentierten bürgerschaftliches, freiwilliges, proziales Engagement der Zivilgesellschaft.
Darin sind wir deutschen Vereinsmeier traditionell ja groß. So groß, dass 2009 bei einem „Freiwilligensurvey“ im Auftrag des Familienministeriums heraus kam, dass die Bruttowertschöpfung von 616.154 Organisationen 4,1% des Bruttoinlandprodukt ausmachte, weshalb man in diesem Zusammenhang sogar von einem dritten Sektor der Wirtschaft spricht. Das Freiwilligensurvey 2014 spiegelte dann nochmals einen starken Anstieg der prosozialen Aktivitäten. Mehr als 40% der über 14jährigen engagiert sich bereits ehrenamtlich. Menschen mit Migrationshintergrund und deutschem Pass engagieren sich fast genauso häufig wie Deutsche ohne Migrationshintergrund.
Für das weltoffene Image eines bunten München sorgt auch jedes Jahr das JuKi-Festival. Und es ist ja gar nicht so leicht, die nüchterne Info-Struktur durch die Aneinanderreihung von 100 Ständen durch Entertainment aufzulockern. Hunderte Bierbänke, Biertische, Sonnen- und Regenschirme, mobile Pavillons, Flyer, Karten, Info-Schwemme. Auf dem Gelände Werksviertel-Mitte mit der Atelierstraße, rund um das WERK 3, im Container Collective, bis hinter zur Nachtkantine, neben der TonHalle und extra im Grünbereich vor dem ECKhaus, läßt sich das gut auflockern.
Fünf Bühnen, zwei feste, die TonHalle und das neue Musicalhaus WERK 7 und drei Open Air-Bühnen boten Bands, Kinderchöre, Balletschulen, Hip Hop, Zauberer, Modern Dance und Artistik. Zwischen den Bühnenacts gab´s für die Kinder Karussells, Kasperltheater, Brazilian Soccer, Einrad, Holzspielgeräte, Go-Kart, Hüpfburg, Trampolin, echte Polizei- und Feuerwehrautos. Die Eltern konnten sich an den Imbiss-Ständen, im Riederstein mit richtiger Karte, hawaianisch im Aloha Poke, orientalisch beim Aleppo-Imbiss oder klassisch mit Leberkässemmeln währenddessen stärken. Durch die Passagen des WERK 3 konnten die Leute von einer Hauptseite zur anderen pulsieren.
Der Veranstalter, die Otto Eckart Stiftung hat in Martin Schütz mit seinem Team seit Jahren eine glückliche Hand darin, Information, Hilfe, Beratung mit liebenswürdiger Kurzweil, um es nostalgisch auszudrücken, zu verbinden. Solche Kurzweil in einem bürgerschaftlichen Netzwerk mit seinen Schwerpunkten Natur, Bewegung, Lebenshilfe, Sport, Kultur, wird nicht als Act konsumiert, nicht einmal als Event empfunden.
Und die Mischung macht´s natürlich auch aus. Neben den Rock N Roll-Senioren der Munic Flames, die mit Summertime Blues und Proud Mary gleichaltrige Paare auf der Rampe des WERK 3 zum Tanzen verführten, brachten die bayerischen Singer/Songwriter von John Robin mit ihren eigenen Stücken einen Mix von Independant und Maffay-Zillertaler-Großgefühlen. Getrommelt, gehopst, gerungen und gesungen und mitgemacht. Klinikclowns treffen sich mit Sambagruppen und die Animatoren Tom & Heiner entwickeln schnell mit den Jüngsten Choreografien.
Derweil mächtig professionell, der Tanzclub Savoy in der TonHalle. Da geht es von Thriller-artigem Move über zu großer Latin-Pose und die die Tanzgruppe des TSV München Ost ist auf den Spuren des modernen Musicals mit „Feel it Still“. Der Kinderchor der Bayerischen Philharmonie ganz in weiß: sie singen nicht nur, sie spielen es auch ganz dramatisch. Kim´s Kinderballett ist heuer auch wieder dabei wie Alexandra von den Green Beens. Mittlerweile ist sie ja schon zwölf und beim Soundcheck recht cool. Letztes Jahr war sie bereits im Container Collective mit ihrem unglaublichen Entertainer-Talent aufgefallen. Na, dann heuer also auf die große Bühne in der TonHalle mit „Happy“ von Pharell Williams. Was sie wahrscheinlich gar nicht wußte: Sie war mit ihren Green Beans der Support für Welttorhüter Ollie Kahn, der mit seinem Sohn Julian die Ziehung der diesjährigen JuKi-Preise übernahm und anschließend den Prix International Pour Les Enfants der Otto Eckart Stiftung für sein sport-soziales Engagement „Save Hub“ in südafrikanischen Townships entgegen nahm. Kinder sind ja so was wie ein Tor zur Welt und in der vollen TonHalle waren es ihre begeisterten Gesichter, die allein Grund genug waren für „JuKi – da geh ich hin“.