Wieder machte das Rohtheater-Kollektiv von Bülent Kullukcu, Anton Kaun und Dominik Obalski Station im Container Collective. Noch zweimal, am 27. Juli und am 27. September wird Dominiks Barschule der Zielort einer Theaterreise nach Moby Dick, dem berühmten Roman von Herman Melville, sein.
Bereits im November letzten Jahres zeigte das „Posthumane Theater“ im Event-Container Empire # 2, eine Metacollage zwischen Film, Spielzeug und „Empire-die neue Weltordnung“, einem Text des Literaturwissenschaftlers Michael Hardt und des italienischen Philosophen Antonio Negri. Diesmal war Dominiks Barschule nicht Aufführungsort einer kompletten Arbeit, sondern letzte Station einer Fahrt durch München mit dem roten Doppeldeckerbus „Pequod“, der damit den denselben Namen trug wie das Walfängerschiff des Romans. Herman Melville hatte sich selbst 1841 auf einem Walfänger namens Acushnet als einfacher Seeman verdingt und das rauhe und harte Leben direkt erlebt.
„Call me Ishmael“ wurde in der Literatur zu einem berühmten Romananfang. „Nennt mich Ismael“, damit meinte Melville, nennt mich so wie den vom biblischen Abraham mit seiner ägyptschen Mutter Hagar in die Wüste Verstoßenen, der den Muslimen als Gründungsvater gilt. Die Stationen der Theaterreise waren das Theater „Die Blaue Maus“ in Neuhausen, ein Keller bei „Eingeborenen“ am Hasenbergl, eine Wohnung in der Claude- Lorrain-Straße und am Ende als Zielhafen inmitten der Eisenkästen des globalen Warenverkehrs das Container Collective.
Die strukturalistisch präzise Lesart des Romans von Herman Melville führte Bulent Kullukcu zu seinem besonderen Vergleich. Wie auch Literaturwissenschaftler und Philosophen, vor allem im Angelsächsischen (Hubert Dreyfus) sieht er im Subtext unter dem Abenteuerplot um den einbeinigen Käpt´n Ahab das Problem eines von seinen fatalistischen Stimmungen abhängigen Postmodernen wie dies mehr als hundert Jahre später auch Michael Houellebecq beschreiben wird. Besonderer Kick für Kullukcu war auch eine Passage in dem Roman, wo sich Ahab nicht nur eine neue Prothese vom Schiffsschmied machen lassen will, sondern auch einen Roboter, der ihm helfen soll, Moby Dick, den scheußlichen Ausbund der verhaßten Natur zu erledigen.
Daran hängt er die heutigen Fragen von Digitalität, künstlicher Intelligenz und Verlorenheit im Meer der Dinge in den städtischen Passagen des Konsums auf. Eine schillernde Theaterinstallation zwischen Text, Film, Musik und Bildender Kunst ohne Schauspieler und wiederum ein Beispiel für die Berechtigung neuer Theater-Ausdrucksformen.