Noch bis zum 15. Juni hat heuer wieder die München-Redaktion der Süddeutschen Zeitung einen Container am Eingang Friedenstraße bezogen. Bereits letztes Jahr im Juli stand hier im Entrée zum Werksviertel Mitte ein SZ-Container mit diversen Veranstaltungen zu Stadt-Themen. Man findet ihn gleich, erkennbar ist er an den gesprayten pinken Flamingos über den Türen. An den Veranstaltungstagen (http://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-veranstaltungen-sz-1.3984326), sind Journalisten der Lokal-Redaktion dort bereits ab 11 Uhr vor Ort und stehen für Gespräche zur Verfügung.
Am Freitag, 25. Mai antwortete im Veranstaltungs-Container auf der anderen Seite SZ-Reporter Roman Deininger auf die Fragen von David Pfeifer, verantwortlich für die Wochenendausgabe der Zeitung und Redakteur des opulenten Long-Read-Supplements der SZ „Langstrecke“. Das Thema des Abends: „Wie schreibt man über Markus Söder?“ Oder wie geht das immer noch, ohne sich zu langweilen nach 40 Texten in drei Jahren?
Wie der so ist, fragt David Pfeifer. Unterhaltsam genug, dass man über drei Jahre sich mit ihm auseinander setzt, sagt Roman Deininger in seiner steten Mischung aus Verschmitztheit und Nüchternheit. Muss man ihn mögen? Das sei für ihn als Journalisten absolut keine Kategorie. Vielleicht das Gegenteil? David Pfeifer, verucht´s anders herum. Ruchlos wie eine Frank-Underwood-Figur, dem 46. Präsidenten aus der Serie House of Cards käm der Söder manchmal für ihn herüber. Ein Machiavelli-Typ. Auch darauf lässt sich Roman Deininger nicht direkt ein: Zimperlich sei der Söder ja nun wirklich nicht.
Und was seine Wirkung angeht, da pfeift er auf das, was in Redaktionen über ihn gedacht wird. Wenn er sich in Cowboystiefeln ablichten lässt, den Elvis gibt, als bester Hundeliebhaber irgendwelche Welpen schier totstreichelt, offenherzig Jugendfotos zeigt. Er pfeift auf das, was in Redaktionen oder der Bohème über ihn gelästert wird, aber er weiß, was an einem bestimmenten Tag im Neuen Tag aus Weiden in der Oberpfalz über ihn geschrieben wurde. Er jagt seinen Chauffeur zum Hauptbahnhof, um druckfrisch die Abendzeitung zu bekommen.
In seinem 20-Stunden-Tag verwendet er viel Zeit für seine akribische Medienkontrolle. Und am Ende betreibt er, wie David Pfeifer einwirft dabei anscheinend die Methode der „Dog Whistle Politics“. Hauptsache ist für ihn der Effekt, den dieser Begriff beschreibt. Sein Pfiff muss von den Richtigen, seiner Klientel gehört werden. Aussagen, die vielen harmlos erscheinen, aber bei seinem Wahlvolk richtig ankommen. Ein bisschen Methode Trump. Da mag er wegen seines Kreuz-Erlass jede Menge schwere Kritik und Verhöhnung einstecken, am Ende geht die Rechnung doch auf. Der Leser hat kein Archiv. 56 Prozent der Bayern fanden kürzlich seinen Kreuz-Erlass richtig.
Er kommt an der richtigen Stelle an, alles andere quittiert er mit seinem spöttischen Lächeln. Als er einmal ein Treffen mit Roman Deininger ausmacht, der in seinem alten Skoda hinter den schwarzen Karossen seines Fuhrparks hinterher tuckern darf, schlägt er einen McDonald vor, den Gasthof der kleinen Leute, wie er proklamiert. Er stellt sich, ganz Mann des Volkes, an und ruft seinem Journalisten über die Schulter aus der Schlange zu: „Schon die große Cola und die Gitter-Pommes?“
David Pfeifer fragt: Was würden Sie machen, wenn Ihnen Söder beim Schreiben über die Schulter sehen würde?“ „Dann würd ich aufhören.“ Nach einem Vergleich mit Seehofer gefragt, meint Deininger, dass Seehofer mehr Leichtigkeit vermittelt. Söder nimmt alles absolut ernst. Gewissermassen helfen da nicht einmal die diversen Maskeraden. Man wird sehen. Auf jeden Fall bleibt es für Roman Deininger total spannend an Söder dranzubleiben.