Moses Pelham, der Frankfurter 3P-Produzent, Schutzengel digitaler Medien (Digiprotect) und selbst von Kraftwerk verklagt, Raab-Nasenbeinbrecher und Träger der Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt öffnet sein Herz am 12. April auch im Technikum.
Nach Geteiltes Leid 1-3 von 1998 bis 2012 ist der Rödelheim Hartreimer mit Herz (2017) dem Vernehmen nach ein erwachsener Rapper geworden. Er ist jetzt viel entspannter, sagt er. Battle-Rap und Gangsta-Infantilismen sind längst nicht mehr Sache dieses mit allen Wassern gewaschenen Elder Rappers, der heute hymnisch ins Innerste vordringt, wo die Herzen im Paradies hoppen.
Bushido hieß noch Anis Mohamed Youssef Ferchichi, als 1993 Moses Pelham mit dem Rödelheim Hartreim Projekt der Nabel des deutschen Sprechgesangs wurde. Schnell hatte der Sohn des amerikanischen Bluesmusikers Moe Pelham Sr. nach einem Urlaub in den Staaten als Zwölfjähriger gewusst, wohin sein Herz schlagen würde. Schnell hatte der selbstbewußte Hartreimer, tief verbunden in Liebe und Hass mit Xavier Naidoo, gewusst, dass man sein eigenes Label gründen musste. Viel kreative Energie investierte er damals in der Folge in andere: Sabrina Setlur, UnterWortverdacht, Illmatic, Glashaus mit Cassandra Steen und eben auch das Stöhnen Mannheims, mit Drama-Queen Xavier Naidoo und „Nicht von dieser Welt“ stammt aus seinem Stall.
Nun will er wieder für sich selbst stehen. Und gar nicht im Zorn zurückblicken. In „You remember“, einer Reminiszenz an die Anfangszeiten, heißt es: „Bitte gib mir Zettel und Stift, Homie, Gott diktiert mir gerade, da is? Rettung in Sicht.“ Aber jetzt ist „Schluss mit den Leiden, die Wende ist nah“. Nicht ohne gleich wieder ein bisschen zweifelhaft zu schillern. „BGMB“, die zweite Auskopplung aus „Herz“ lässt ihn preisen: „Sie ist bewusstseinserweiternd wie MDMA.“ Es ist wahrlich ein verrücktes Leben. Sabrina Setlur und Kraftwerk, wer erinnert sich?
Ein bald 20jähriger Rechtsstreit mit den Kraftwerkern bis über das Verfassungssgericht ist immer noch nicht zuende. Durfte Moses Pelham zwei Sekunden aus dem Kraftwerk-Titel „Metall auf Metall“ als Loop für den Setlur-Song „Nur mir“ unterlegen? Bei 120 BPM ist das weniger als ein Takt. Haben drei oder vier Töne und eine Pause einen Werkscharakter? Heute ist der Fall beim EuGh. Für Hip Hoper und Rapper ist Moses Pelham ein Held. Everything is Remix, das ist nun einmal das Kunstprinzip des scheinbar immer noch jungen Rap.
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