Da war er also einmal wieder. Der Josef Hader. Am Mittwoch, 17. Januar im vollbesetzten Technikum. „Das Leben verliert dadurch, dass man es kennenlernt.“ Das ist so einer dieser Hadersätze, die einen unvorbereitet kalt erwischen. Ihn selbst auch – so scheint es. Nebenbei fallen gelassen, rausgerutscht. Schulterzucken. So ist das Leben eben. Wie Pferdeäpfel, die im Festzug auf die Straße fallen. Es amüsiert ihn einfach, man spürt wie er es sagen will: Perlen vor die Säue. Er sagt es aber nicht und lacht sein urplötzliches, pralles Lachen.
Er ist zweifellos der beste Hader, den es gibt. „Hader spielt Hader“, heißt das Programm, das aus Programmen entstanden ist. Aus mehreren. Aus vielen. Ist er es selbst, der den Hader spielt? Der diese Meta-Collage des alltäglichen Irrwitzes in unser aller Hirnen spielt? Ist er selbst der Urheber dieser Sätze und Bilder, die er erbarmungslos jovial springen lässt auf einem semantischen Trapez zwischen Tod und Teufel, Erdbeerjoghurt und Weihwasser, Latte Macchiato-Intellektuellen und hypertonischen Mostschädeln? Das Collagenprinzip betrifft auch jede einzelne Vorstellung selbst. Dieses Programm wird immer wieder frappierend effektiv umgestellt. Wirkt eigentlich so, als würde es sich selber umstellen. Als wäre das der natürliche Spin des Systems Hader.
Einzelne feste Passagen, viele kennen sie, werden immer wieder neu angeschlossen, woanders, wo sie skurille Schläge auslösen. Kompromisslos zusammengesteckt. Wie seine kernigen alten Bauern, die das echte Leben noch haben, die die Stromkabel durchs Wasser verlegen: „des passt.“ Tja, letzte Worte sind das öfter, auf dem Land, wo man noch echt ist, weil man dem Tod gelassen gegenübersteht. Wo Begräbnisse noch 3-Tages-Feste sind. Spielt der Hader den Hader? Oder ist es so, dass Haderspielen heißt, eine zu Rolle zu spielen, von der die Leute meinen, es sei gar keine? Er plaudert doch so entspannt spontan und locker mit den Leuten! Also mit uns. Nein, das tut er nicht, obwohl es schon passt, sich diesen Glauben zu bewahren. Denn diese lockere witzige Talksituation ist genau das eingeseifte Terrain, auf das er sein Publikum zu locken versteht.
Im Plauderton des ganz natürlichen gesunden Menschenverstandes nimmt er uns mit zu verzeihlichen, fast liebenswerten Mentalitätsmerkmalen von Volksgruppen: dem Wiener Grant, der serbischen Cholerik, alsbald gefolgt von kurdischem Gejammere und tschechischer Hinterfotzigkeit. Die Sache nimmt Fahrt auf, es ist die Eigendynamik eines Seifenkistels, das den Abhang hinunter rast. Aus kleinen, wohlfeilen Abschätzigkeiten des gesunden Menschenverstandes wird ein Kintpp-artiges Beschleunigungdrama. Und es endet im hitleresken Bellen dessen, der als Oberlehrer mit der Armbinde des Richtigen die Menschgruppen ordnet: der Kabarettist. „Kartoffelacker“, sagt er, sei das beste Wort, um die Hitler-Diktion zu üben. Karrrtoffflackrr. Und lacht sein prall hervorbrechendes Lachen.