17.12.2017 Höhenluft
Kleiner Abstecher nach Rainbowmountain
In Cuzco gibt es auf jeden Fall noch mehr zu besuchen als Machu Picchu, so machten wir uns daran die Gegend zu Erkunden. Fußläufig von der Stadt ist unter anderem die ehemalige Heiligestätte oder Festung, da gehen die Meinungen auseinander, „Sacsayhuaman“ der Inka zu erreichen. Einfacher kann man sich den Namen auch unter „sexy woman“ merken, bei dieser Aussprache wird man herzhaft lachend in die richtige Richtung geschickt.
Mehr ins Staunen brachten uns allerdings die nahe gelegen Rainbowmountains. Für verhältnismäßig kleines Geld wird man hier wieder mit einem Colectivo zum Ausgangspunkt auf ca. 4.600 m gefahren. Total enthusiastisch haben wir die Tour sofort organisiert ohne eins zu bedenken: Tags zuvor hatte die Fußballnationalmannschaft Peru’s das Rückspiel zur Weltmeisterschaftsqualifikation gegen Neuseeland. Soweit eigentlich kein Problem, doch das Spiel war erst um 21 Uhr abends und die Tour sollte bereits am nächsten Morgen um 3:00 Uhr starten. In Deutschland ist so eine WM-Qualifikation nichts Besonderes, aber hier in Peru ist das schon mal ein Grund, nach 36 Jahren verpasster Weltmeisterschaften, dass das Arbeitsministerium vorsichtshalber einen Feiertag unter der Woche bei bevorstehender Qualifikation festlegt. Undenkbar bei uns im qualifikationsverwöhnten Deutschland.
Wir hofften nur, dass unser Fahrer des Colectivos kein allzu großer Fußballfan ist, da sich die Peruaner tatsächlich qualifizierten. Aber es war unbegründet, pünktlich um 3:00 Uhr stand das Colectivo am Hostel. Nach fünfstündiger Anfahrt ist unsere kleine Gruppe (neun Touris) am Ausgangspunkt angekommen und der Aufstieg auf über 5.000m begann. Es war wirklich ein kleiner Geheimtipp, nur eine Hand voll Touristen hatte sich hierher verirrt. Bereits beim Anstieg sahen wir den überwältigenden farbenfrohen Teppich der Natur, im Hintergrund wieder die Sicht auf die in den Anden zahlreich vertretenen 6.000 m hohen Berge. Es sind zwar nur ungefähr fünf Kilometer Fußmarsch Richtung Gipfel, allerdings brauchten wir für den einfachen Weg rund zweieinhalb Stunden. Doch das Panorama war es wert. Unser Guide erklärte uns in einem guten Englisch, dass der Mix der Regenbogenfarben aus verschiedenen Mineralien wie Eisen, Kupfer, Magnesium, die unter anderem mit Wasser und Sauerstoff reagieren, entstanden. Noch überwältigt vom Ausblick und der Höhe schlugen wir zusammen mit dem Guide als Einzige der neunköpfigen Gruppe den Rückweg über das nahe gelegene Red Valley ein. Naja fast alleine, ein Hund folgte uns wie selbstverständlich. Wie der Name bereits sagt, ist dieses Tal komplett in einem roten Mantel gehüllt und wir waren wirklich vollkommen alleine unterwegs. Mitten im Nirgendwo saßen zwar drei ältere Peruaner und wollten von jedem umgerechnet 50 Eurocent Eintritt aber sonst war es das. Noch überwältigt von der Farbenpracht gelangten wir wieder am Colectivo an und es ging zurück nach Cuzco.
Der Titicacasee, auf hoher See
Nach Cuzco ging die Reise weiter zum Titicacasee. Dieser Süßwassersee liegt teils auf peruanischer, teils auf bolivianischer Seite, ist rund 15 mal so groß wie der Bodensee und liegt auf ca. 3.800 m, hier sind wir im übertragenen Sinne „auf hoher See“ 🙂
Erster Stopp war Puno auf peruanischer Seite. Kaum angekommen, befanden wir uns mitten in einer tobenden, aufgedrehten, musizierenden und tanzenden Menschenmenge. Es war scheinbar die ganze Stadt auf den Beinen und ein riesiger, nicht enden wollender Umzug schlängelte sich durch die Straßen. Die Feierlaune der Peruaner kennen wir ja bereits, aber es überrascht uns trotzdem immer wieder, dass hier jeden Tag ein Grund zum kollektiven Feiern gefunden wird.
Am nächsten Tag wollten wir weiter Richtung Copacabana in Bolivien, doch zuvor statteten wir noch den „schwimmenden Inseln“ der Urus einen Besuch ab. Diese Inseln und die darauf gebauten Häuser bestehen komplett aus Schilf und liegen eine 20minütige Bootsfahrt vom Hafen der Stadt entfernt. Tja, es ist ein netter, für Touris sympathisch aufgezogener und günstiger Zeitvertreib den man am Weg gerne mitnehmen kann. Aber es hat nicht den Anschein gemacht, dass auf diesen Inseln, zumindest auf der wo wir waren, noch der Alltag verbracht wird.
Später am Tag ging es dann mit dem Bus über die Grenze weiter in das ruhige, auf der bolivianischen Seite des See gelegenen, Städtchen Copacabana, leider nicht der Stadtteil in Rio de Janeiro in Brasilien. Dort legten wir einen kurzen Zwischenstopp ein und entspannten ein paar Tage bevor es weiter nach La Paz ging.
La Paz, Sucre und die Salar de Uyuni
Nach mehr oder weniger zwei Wochen ständig über 3.000 m haben wir uns bereits an die Höhenluft gewöhnt. Das sollte sich in der nächsten Stadt nicht ändern, der höchst gelegenste Regierungssitz der Welt. La Paz, errichtet in einem Canyon, der mehr an einem einseitig offenen Trichter erinnert, liegt auf rund 3.200 bis ca. 4.200m. Rund um den Stadtkern winden sich zwei- bis vierstöckige Wohnhäuser die Hänge hoch. Im Hintergrund dominiert das Panorama, wieder ein 6.000ter Namens Illimani.
Es ist eine stressige und laute Stadt, die wir erkundeten. Um dem Verkehrschaos auf den Straßen zu entgehen, benutzen wir häufig ein etwas außergewöhnliches Verkehrsmittel, das hervorragend hierher passt: Seilbahnen, so wie man sie eigentlich nur aus den Bergen kennt, dienen hier als öffentliche Verkehrsmittel und verbinden die tiefer und höher gelegenen Viertel. Nach ein paar Tagen Sigthseeing hatten wir aber auch wieder genug und machten uns über einen Zwischenstopp in der wunderschönen Stadt Sucre, deren Altstadt zum UNESCO Weltkulturerbe zählt, zu unserem nächsten Highlight auf.
Weiter auf unseren Weg in der bolivianischen Hochebene steht das nächste Ziel auf unserer Route an. Durch Erzählungen und Recherche erhoffen wir uns ein sureales Naturspektakel. Wir waren auf dem Weg in die Salar de Uyuni. Dies ist ein mit rund 10.000 Quadratmeter großer über Millionen von Jahren ausgetrockneter See namens Tauca, der jetzt als riesige Salzwüste darliegt und auf seine Besucher wartet. Eine fast lebensfeindliche Gegend in der es tagsüber bis zu +20 Grad und abends durch den wolkenlosen Himmel und der Höhe, Minusgrade geben kann.
Von Sucre machten wir uns, wieder mit dem Nachtbus, Richtung des 3.600 m hoch liegenden tristen und ganz auf seine Besucher eingestellten Städtchen Uyuni auf. Dies soll unser Ausgangspunkt für die dreitägige Tour sein. In einer kleinen, sympathischen Gruppe von Weltenbummlern ging es mit Guide und Jeep los durch die Salar de Uyuni.
Der erste Tag führte uns durch die schier nicht enden wollende weiße, mit Fünfecken überzogene Salzlandschaft. Wohin man blickt nur weiß, in der Ferne umrandet durch die öden Berge und die perfekt geformten mit Schnee überzogenen Vulkankegeln. Unser Guide Bernado, ein überragender 45-jähriger Bolivianer, der mit einer am Anfang übertrieben wirkender Freude und Spaß seit sechs Jahren Besucher aus aller Herrenländern durch seine Heimat führt, stoppte immer wieder für ein Fotoshooting besonderer Art. Die Gegend hier eignet sich vorzüglich für Fotos mit optischer Täuschung. So wird hier auch mal ein Spielzeug T-Rex zum übergroßen Monster.
Waren wir den ganzen Tag alleine in unserer Gruppe unterwegs, gibt es doch manche Stellen, an denen sich die Ströme der Besucher wieder sammeln. So wie an der Isla Incahuasi, die sich zuerst als eine flimmernde Fata Morgana in der Ferne präsentiert, bevor sich die durch Vulkangestein geformte mit seltsam gewachsenen Kakteen gespickte Insel endgültig zu erkennen gibt.
Nach dem wir eine kalte Nacht unter dicken Decken in einem aus salzgebauten Haus verbrachten, ging es weiter durch den nächsten Abschnitt der Tour. Wir verließen die weiße faszinierende Wüste und wechselten das Bild in eine nicht weniger beeindruckende, aber doch ganz andere Landschaft. Es bleibt karg doch statt Salz, zeichnet jetzt Sand den weiteren Verlauf.
Die weitere Tour glich einer Mondlandschaft, übersät mit massiven Felsbrocken, die von einer hasenähnlichen Nagetierart, den Viscachas, bevölkert wurden. Doch diese Landschaft hatte einige Überraschungen für uns auf Lager. Hinter jeder Ecke veränderte sich das Landschaftsbild aufs Neue, wir konnten die karge eigenartige Schönheit kaum fassen. Langsam bereitete uns Bernado auf ein weiteres Highlight der Tour vor und fuhr mit uns zu kleineren, durch Vulkane geschaffenen Lagunen. Bereits hier waren wir hin und weg von den bunten Farben, die sich in dieser meist einfarbigen Gegend vor uns auftaten. Die Lagunen, bevölkert durch drei verschiedene Arten von Flamingos, stellten kleine belebte bunte Flecken mitten im Nirgendwo dar. Doch dies sollte nur der Anfang sein.
Die sandigen Straßen erklimmend näherten wir uns dem Nationalpark Eduardo Avaro und dem Highlight an diesem Tag. An den Toren des Nationalparks breitet sich ein rund 60 Quadratkilometer, flacher, von weißen Inseln und rotem Wasser durchzogener See aus. Der von Lavagestein und Steppengras umrandet und von tausenden Rosapunkten durchsprenkelt ist. Die Laguna Colorado ist ein Vulkansee mit weißen Borax-Inseln, das Wasser rot gefärbt durch Algen und übersät mit Flamingos. Staunend über das Wunder der Natur, betrachteten wir diesen zauberhaften und windigen Ort bevor es zu unserer Unterkunft für die kommende Nacht weiter ging.
Am nächsten Tag hieß es früh aufstehen, um fünf Uhr ging es los mit dem Jeep auf den Vulkan. Den in den frühen Morgenstunden ist das Spiel zwischen aufgehender Sonne und fauchenden Gysiren, die die heiße Luft aus dem Erdinneren in die noch kalte Umgebung Richtung Himmel speien, am besten zu betrachten. Überall brodelt und blubbert es, stinkt nach verfaulten Eiern verursacht durch den aufsteigenden Schwefel aus den Schlammquellen, die nur durch die abstrahlende Hitze erahnen lassen wie heiß es unter uns sein muss. Bevor die Tour endgültig vorüber ist, besuchten wir noch die Laguna Verde. Was soll ich sagen, faszinierend und beeindruckend wie die letzten Tage. Ein See der je nach Windstärke die Farbe in verschiedene Grüntönen wechselt. Dies liegt an den durch den Wind aufgewirbelten Sedimenten wie Arsen, Magnesium und Blei, erklärte uns Bernado.
Total geplättet durch die neuen Eindrücke, mit glitzernden Augen und eine Menge bezaubernder Bildern im Kopf und auf der Kamera verabschiedeten wir uns von unserer Gruppe, Bernado und Bolivien. Wir wurden an einem von Touris wuselnden bolivianischen Grenzposten abgesetzt, der mitten in einer einsamen Landschaft am Weg Richtung Chile liegt, unserem nächsten Stop…
Feliz navidad y año nuevo!
>> Wer schreibt hier? Hallo! Wir sind Christina und Nikolaus, beide geboren und aufgewachsen im Bayerischen Wald. Mit beiden Beinen im Leben und seit vier Jahren in München. Ich, Nikolaus, arbeite seit fast drei Jahren für/bei der OTEC als Projektsteuerer in der Bauabteilung und durfte in dieser Zeit das Werksviertel mitgestalten. Aber in den nächsten drei Monaten nehme ich meine Freundin und euch mit auf eine Reise. Eine Reise nach Südamerika entlang der Panamericana.
>> Was bisher geschah: http://www.werksviertel-mitte.de/2017/11/27/siedler-reisen-um-die-welt-amazonas-peru/