Die STROKE Art Fair, eine der wichtigsten Kunstmessen des (in allen Richtungen) erweiterten Kunstbegriffs – sie rangiert mit über 200.000 Besuchern seit ihrer Gründung in 2009 unter den fünf größten weltweit – eröffnet am Donnerstag, 4. Oktober in der Zündapphalle des Werksviertels. „Jeder Mensch ist ein Künstler“, proklamierte Joseph Beuys vor über 30 Jahren. Heute sind Contests jeder Art und Medienformate wie „Hero for a Day“, „Star für einen Tag“, Standards der „Selfciety“ (Titel einer Ausstellung in der whiteBOX).
Raiko und Marko Schwalbe, Veranstalter der STROKE Art Fair, haben außerdem gemeinsam noch die ARTMUC. Beide Ausstellungen fanden die letzten Jahre auf der Praterinsel statt, die STROKE regelmäßig im April und die ARTMUC im Oktober. Nun ist mit Marko Schwalbe die STROKE Art Fair in die größte Halle auf dem Gelände des Werksviertel Mittes gezogen, die zu Zeiten des Kunstpark Ost schon den riesigen Flohmarkt beherbergte.
Keine kuratorischen Hürden
Praterinsel ein bisschen feiner, Zündapphalle ein bisschen wilder? Möglich, wird sich zeigen. Für beide gilt nach wie vor: günstige Standmieten, keine kuratorischen Hürden, keine Prosecco-Flöten-Halter im feinen Tuch. Frei nach dem Credo von Urban und Street Art geht es um schlicht um „Emerging Contemporary Art“. Nach wie vor wird gesprüht, Manga und Anime-Kitsch und dämonische Pagan-Illus gehören immer noch dazu, jedoch die Anzahl der involvierten Galerien hat sich erhöht und manchmal sieht man auch feine Landschafts-Schinken in Oil on Canvas, daneben aber echte Juwelen, auch unter den zahlreichen Objekten. Gegenständlich ist praktisch alles. Expliziten politischen Ansatz wird man nicht finden. Der ist wohl gegeben im Gestus der Präsentation, in der Freiheit von Geschmacksbarrieren. Die Künstler werden die Tage bis einschließlich Sonntag, 8. Oktober vor Ort sein und viele werden sich auch beim Arbeiten zusehen lassen. Münchner Galerien wie die „Galerie Flash“ und „itsmy Gallery“ fallen auf. Leipzig ist mehrfach vertreten, wie auch Paris, die Schweiz und die Niederlande.
Guy Denning, der schon in London mit Simon von Barloewen für die Pariser Galerie PDP ausgestellt hat, sind schon weit den Graswurzeln des spontanen Aufbruchs entwachsen. Ein bisschen möchte nämlich der kunst-ambitionierte Geschäftsmann Marko Schwalbe seine STROKE auch mit der urbanen Spontanität einer Graswurzelbewegung verbunden wissen. Dagegen lässt sich nun mal nichts grundsätzlich einwenden, der Besucher entscheidet, nicht der Kurator. Höchstpreise sind so natürlich nicht zu erzielen, darauf ist man aber eher stolz. 20.000 solcher Entscheider waren letztes Jahr auf der Praterinsel.
Das Werksviertel, das den Arbeiten des Sprüher-Netzwerks um Graffiti-Mastermind Loomit bereits zu Zeiten der Kultfabrik den Ehrentitel einer Hall of Fame of Graffiti verdankte, erscheint als Münchner Brennpunkt der Urbanistik für die STROKE als der ideale Platz. Schon 2009 war die alte whiteBOX im Gespräch mit den Schwalbe-Brüdern. Jetzt hat es also geklappt.