Mit dem Gastspiel von Adele Neuhauser und dem Trio Edi Nulz empfiehlt sich die NachtKantine als neue Konzert-, Kabarett- und Kleinkunstbühne.
Nach höchst erfolgreichen Auftritten in Salzburg, dem Audimax der Universität Regensburg und in Karlsruhe kam die uns allen bekannte „Bibi“ des österreichischen Tatorts mit dem Kammer-Punk-Jazz-Trio Edi Nulz um ihren Sohn Julian Pajz an der Gitarre in die NachtKantine des Werksviertels.
Vorläufiges und krönendes Ende der Tour wird ein Auftritt im Gläsernen Saal des Musikvereins Wien sein. Literatur und Jazz – eine immer wieder gewagte und selten geglückte Genrebegegnung – ist hier mit der Vorlage von Douglas Adams Satire „Die letzten ihrer Art“ über aussterbende Tierarten wunderbar aufgegangen.
Das Trio Edi Nulz mit Siegmar Brecher an der Bassklarinette, Julian Pajzs an der Gitarre und Valentin Schuster an Drums und Elektronik mischt Modern Jazz ohne Bass mit Rock Music ohne Sänger, produziert dabei die Vielstimmigkeit eines Dschungels, piepst, quietscht, pfeift und gackert und konterkariert das musikalische Biotop mit menschlich pathetischen Marschbewegungen, scheiternden Rodungen oder fehlgeleiteten Verwaltungsakten.
Dies allerdings läuft gnadenlos ab wie ein präzises Uhrwerk des Irrsinns. Im Dschungelcamp kämpft Adele Neuhauser, ein echter Star, mit dem Textgewusel, Feuerameisen-Interpunktionen und Geflügel-Wörtern.
Der Text ist Urwald, das Papier in der Hand des lesenden, nicht geflügelten Zweibeiners kräuselt, empört sich, das Wort-Holz bevölkert sich mit Getier, Versalien knacken wie gefällte Bäume aus denen Insekten-Sechzehntel strömen. Die mit dem Irrsinn kämpfende, rasend der Übersicht hinterher lesende, den Wortbruch hin und her stapelnde Adele scheint auf den glühenden Kohlen des Trios hin her zu springen. Siegmar Brecher an der Bassklarinette, diesem bocksbeinigen Vertreter der Holzbläserfamilie, dem Satyr unter den Woodwinds, holt alles heraus von einer steifen Brise bis zum erschöpften Gackern, Julian Pajz, der aus der berühmten Jazz-Kaderschmiede Graz kommt, fasst den Irrwitz in behördlich sturen Skalenordnungen zusammen und der Drummer Valentin Schuster befleißigt sich eher in sarkastischen Kommentaren, denn zur Ordnung beizutragen. Er lacht sich kaputt.
Viele der akustischen Environments stammen aus Stücken der aktuellen CD „An der vulgären Kante“, wer´s nachhören möchte. Über ein Dschungelcamp der ganz anderen Art freuten sich Zuschauer wie Bolle. Komm wieder, Bibi!
Titelfoto: Ingo Pertramer