Die dritte TonReihe, am 6. Oktober im Technikum, schillerte mit charismatischen Frontmännern zwischen Indie und Glam. Die bayerischen Lokalhelden, präsentiert von egoFM, spielten ihre Trümpfe kraftvoll aus, von ländlich unsittlichem Rock über mehrstimmig aufheulende Garagen-Refrains bis zum Stardust der Einsamkeit. Blues- und Stoner-Meteoriten, wie das letzte Mal bei den Strayin´ Sparrows, Black Submarine und der Whiskey Foundation flogen weniger durch den Raum, vielmehr waren es die Pop-Untiefen, die geschickt umfahren wurden.
Ludwig Two kommen aus Sandersdorf im Altmühltal und sagen dem Gesang der etwas entfernt auf dem Rheinfelsen immer noch krächzenden Lorelei mit „Goodbye Loreley“ Adieu und – zur Hölle damit. In den 70er Jahren hat die Dame mit der blonden Flachsperücke ja noch ganz gut geklungen. In dieser Zeitschublade kramen die Vier auch gern und holen wunderbar hin und her springende Vocals hervor, dass man so ein Penny Lane-Feeling bekommt. Sie surfen wirklich erst ganz elegant auf den Pop-Untiefen, Julian Menz am Schlagzeug schlägt dann aber zunehmend härter, zieht raffiniert vor, unmerklich verdichtet die Gitarre von Thomas Thumann und Andreas Eckert am Keyboard scheint tiefer in den Akkord zu greifen. Ohne irgendetwas in der Struktur des Stücks zu verrücken, ist auf dieser Penny Lane etwas im Anmarsch. Wie ein Sattelschlepper schlägt dann der Break ein und Andreas Eckert kann auch ganz rau und räudig und mit viel lüsternem Genuss wird zerkloppt, was noch auf dem Weg nach vorne liegt. Solche Stücke wie „Looney Eyes“ waren eine heiße Empfehlung für die Band, Support von Labrassbanda zu werden, mit deren Musik die Sandersdorfer nun gar nichts am Hut haben. Umso überzeugender! „Tin Can“, von der Vorläufer-CD Heads Under Water“, dem Tod der Katze Lilly gewidmet, schiebt auch gnadenlos an, hat eine ähnlich unerbittliche Dramaturgie. Und es friert einen schon, wenn Andreas Eckert auf dem Gipfel des Stücks sich die Gitarre schnappt und in die rotierende, mahlende Rockmaschine das Thema von „All By Myself“ einspeist. Ekstatisch sicher intoniert – ganz weit oben. Wie einige der Stücker von Ludwig Two.
Aus Weiden in der Oberpfalz kommen William´s Orbit. Das Krächzen der Lorelei ist dort kaum zu hören und auch aus den 70er Jahren holen die Mannen (bayr. Mander) um Sänger Sigi ihr Ausgangsmaterial eher nicht her. Die Songs der CD „Once“ haben mehrheitlich vom Intro weg das Ziel fest im Auge, respektive Ohr, den Refrain, der oft breit und kräftig wie bei den Talking Heads klingt ohne große Umwege zu erreichen. Waren Ludwig Two da noch feiner und more british im Stile von Hives und Franz Ferdinand, bei William´s Orbit geht es viel direkter zur Sache. Während Ludwig Two viel mit Lautstärke-Dynamik arbeitet, marschiert William´s Orbit rockiger – unbeirrbar wie ein Transformer. Jesper Munk, dem Blues-Geschoss aus München gefiel´s und so tourten die Weidener mit ihm.
Im Schwabinger Maximiliansgymnasium gründeten sich 2011 The Capitols. Ins Technikum kam dieselbe Truppe um Frontman Matija Kovac, der auch für seine Blockflöten-Künste bekannt ist, nun mit dem Bandnamen Matija. Tatsächlich hatten sich die jungen Indie-Rocker bereits auf internationalen Festivals einen Namen erspielt – den sie dann wieder abgeben mussten. Ein gewisses Geheimnis, das verhalf Matt, wie er genannt wird, irgendwie umso mehr dazu sein Charisma noch zu verstärken. Denn davon hat er jede Menge. Das ist tatsächlich ein Typ, der Sternenstaub an sich hat. Matt Stardust. Neben bestem Indie, Rock und Blues bliesen Matija uns noch eine kräftige Brise Pychedelic in die Nase.